Die drei Gewinnerkommunen im Hauptstadtwettbewerb 2023 stellen sich vor

Die Jury hatte es wahrlich nicht leicht. Zum 20-jährigen Jubiläum des Wettbewerbs rund um die Themen fairer Handel und faire Beschaffung bewarben sich 125 Kommunen aus allen 16 Bundesländern mit ihren zukunftweisenden Projekten oder nachhaltigen Strukturmaßnahmen und sorgten damit für einen Teilnahmerekord. Dabei kam der Wettbewerb im Jubiläumsjahr mit einigen Neuerungen daher. Erstmals wurde der begehrte Hauptstadttitel je an eine kleine, mittlere und große Kommune vergeben.

Das Rennen war denkbar knapp. Am Ende setzten sich Sankt Peter-Ording, Ingelheim am Rhein und München in den Kategorien kleine, mittlere und große Kommunen durch. An dieser Stelle noch einmal unseren Glückwunsch an alle teilnehmenden Kommunen im Wettbewerb! Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Eindruck vermitteln, mit welchen Projekten die Gewinnerkommunen zu überzeugen wussten.

Die kleine Gemeinde Sankt Peter-Ording an der Nordsee mit ihren 4.000 Einwohner*innen darf sich von heute an „Hauptstadt des Fairen Handels“ nennen. Vorbildlich verbindet sie die Themen Tourismus und fairer Handel und erreicht somit 1,5 Millionen Urlauber*innen vor Ort, so die Jury. Dies gelingt ihr, indem sie Gastronomie, Hoteliers und Einzelhandel mit B2B-Events zum fairen Handel einbindet. Für Sichtbarkeit sorgen eine Fairtrade-App, Stadtwetten mit dem Bürgermeister und zahlreiche Veranstaltungen. Gemeinsam mit fairen Produkten des Stadtmarketings, wie einer fairen Sammelschokolade entsteht so die Marke „Fairer Tourismus in St. Peter-Ording“.

Auch mit der Verbindung von fairem Handel zum Thema Klima- und Umweltschutz machte die Gemeinde auf sich aufmerksam. So ist St. Peter-Ording selbst vom Klimawandel bedroht. Das Meer rückt jedes Jahr näher an die Gemeinde heran. Sie organisiert Müllsammelaktionen am Strand, verbunden mit einem fairen Imbiss, und macht somit auf Umwelt- und KJlimaschutz aufmerksam.

Auch perspektivisch wusste Sankt Peter-Ording die Jury zu überzeugen: so orientiert sich die Gemeinde seit 2022 konsequent an ihrem an den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen ausgerichteten Ortsentwicklungskonzept und geht erste Schritte hin zu einer fairen Beschaffung in der Kommune.

Die Stadt Ingelheim konnte die Jury mit ihrem umfassenden Engagement im Bereich fairer Handel und faire Beschaffung überzeugen. Mit der im Ort ansässigen Fridtjof-Nansen-Akademie für politische Bildung verfügt die Stadt über ein Weiterbildungszentrum, das gesellschafts- und entwicklungspolitische Themen beleuchtet. Zielgruppe sind alle Altersgruppen der Stadt: von den Schüler*innen bis zu Angeboten der Erwachsenenbildung. Aber auch die Kleinsten aus den vielen fairen KiTas kommen bereits mit Nachhaltigkeitsthemen in Berührung.

Überzeugen konnte die Stadt zudem mit ihrem Nachhaltigkeitskonzept, indem ein faires Beschaffungswesen strukturell verankert ist. Um das Thema faire Beschaffung voranzubringen, engagiert sich Ingelheim im Verein Rhein.Main.Fair und nahm an einer Prozessbegleitung des SKEW-geförderten Projekts „Rheinland-Pfalz kauft nachhaltig ein“ teil.

Beachtung fand zudem die Ausrichtung der fairen, interkulturellen Woche, mit der auch die migrantischen Akteur*innen der Stadt angesprochen werden. Dabei wird regelmäßig in Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragten das Thema „Geschlechtergerechtigkeit und fairer Handel“ in den Blick genommen.

Die Stadt München gehört zu den Stammteilnehmerinnen des Wettbewerbs „Hauptstadt des Fairen Handels“. In nahezu allen Wettbewerben seit 2003 hat die Kommune Bewerbungen eingereicht und 2013 einen Sonderpreis gewonnen. 2023 ist es nun soweit! Die bayerische Hauptstadt holt den begehrten Titel!

Die Stadt überzeugte die Jury mit ihrem starken und breit aufgestellten fairen Engagement. Das von der Stadt geförderte „Bündnis Fairtrade Stadt München“ unterstützt die Zivilgesellschaft, um das Thema fairer Handel in der Stadt voranzubringen. Vorbildlich ist etwa die Kooperation mit den drei Weltläden der Stadt oder die städtische Finanzierung einer Projektstelle beim „Nord Süd Forum München e.V.“.

München überzeugte die Jury ebenso mit einer breiten wie tiefen strukturellen Verankerung des Fairhandel-Gedankens im Verwaltungshandeln. So werden der faire Handel und eine sozial-ökologische Beschaffung durch einen SDG-Analysebericht und ein Rahmenkonzept für kommunale Entwicklungszusammenarbeit in das städtische Handeln einbezogen. Ihr Beschaffungswesen hin zu einem nachhaltigen öffentlichen Einkauf entwickelt die Stadt auch unter Einbeziehung gendergerechter Kriterien in der Vergabe stetig weiter. Mit seinen Beschlüssen weitet der Münchner Stadtrat Produktgruppen aus, die unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Kriterien eingekauft werden müssen. Dies trifft auch auf Sportbälle für die 320 Schulen der Stadt zu. Die vorab von Münchner Sportlehrer*innen getesteten Bälle müssen mit einem Gütezeichen aus fairem Handel versehen sein.