Wenige Monate später, am 12. und 13. Oktober 2022, hatte die SKEW in Kooperation mit dem Bezirk Schwaben, dem Deutschen Städtetag, dem Verband ukrainischer Städte und weiteren Kommunalen Spitzenverbänden aus Deutschland und der Ukraine die fünfte deutsch-ukrainische kommunale Partnerschaftskonferenz in Augsburg ausgerichtet. Trotz langwieriger mehrtägiger Anreise waren etwa 110 Teilnehmende aus der Ukraine der Einladung gefolgt. Die deutsche Seite war mit ca. 130 Verantwortlichen aus der Kommunalverwaltung vertreten. In den zwei Tagen intensiven Austausches wurden weitere Partnerschaften angebahnt und es wurde einmal mehr deutlich: Für die Mammutaufgabe des Wiederaufbaus mit seinen enormen Kosten ist es zentral, die Expertise der Kommunen von Anfang an systematisch in Planung und Umsetzung einzubeziehen – oder wie es Lina Furch, Abteilungsleiterin Europa und Internationales des Deutschen Städtetages und stellvertretende Generalsekretärin des RGRE/Deutsche Sektion auf den Punkt brachte: „Nur mit den Kommunen kann der Wiederaufbau gelingen!“
Dieser Appell verhallte nicht ungehört. Als nur dreizehn Tage später Bundespräsident Steinmeier die Ukraine besuchte, erklärte er gemeinsam mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj: „Als Präsident der Ukraine und als Bundespräsident von Deutschland sind wir dankbar für die zahlreichen bestehenden Kommunalpartnerschaften und rufen weitere Städte und Gemeinden in Deutschland und der Ukraine auf, neue Partnerschaften zu schließen. Kommunale Partnerschaften bieten eine Grundlage für gelebte Solidarität im Angesicht des Krieges; sie legen das Fundament für eine gemeinsame Zukunft, und sie senden ein klares Signal an Moskau: Euer Krieg wird uns nicht spalten – er wird uns noch näher zusammenbringen, als Deutsche, Ukrainer und als Europäer. Um unseren Aufruf sichtbar zu machen und langfristig zu unterstützen, übernehmen wir, der Präsident der Ukraine und der Bundespräsident, die Schirmherrschaft des deutsch-ukrainischen Städtepartnerschaftsnetzwerks. Wir rufen Kommunalverwaltungen und führende Mitglieder der Zivilgesellschaft auf, sich dem Netzwerk anzuschließen und gemeinsam neue Partnerschaften aufzubauen.“
Diese Bereitschaft ist bereits mehr als hundertfach Realität und weitere Kommunen folgen diesem Appell. Sie leisten bereits viel, teils mit finanzieller Förderung des BMZ, um die schlimmsten Kriegsfolgen abzumildern und ihre Partnerkommunen auch moralisch zu unterstützen.
Die Kosten des Wiederaufbaus der Ukraine wurden von Weltbank und EU im Herbst vergangenen Jahres auf 350 Milliarden Euro geschätzt, die Ukraine selbst geht inzwischen von ca. 700 Milliarden aus. Allein die Größenordnung dieser Summen zeigt die neue Dimension der Herausforderung. Deutsche Kommunen und kommunale Unternehmen können dies mit ihren begrenzten Eigenmitteln nicht ansatzweise stemmen. Mit einem entsprechenden Mandat und vor allem anteiligen finanziellen Mitteln ausgestattet, könnten sie jedoch mit ihrem spezifischen Know-how substanziell zum Wiederaufbau der Ukraine beitragen und dabei den effizienten Einsatz der Gelder gewährleisten.
Autor: Burkhard Vielhaber
Die Inhalte dieses Artikels geben die Meinung des Autors und nicht notwendigerweise die der SKEW oder des BMZ wieder.