250 deutsch-ukrainische Partnerschaften schlagen Brücken nach Europa

Der dritte Tag der deutsch-ukrainischen kommunalen Partnerschaftskonferenz widmete sich inhaltlich vor allem den trilateralen Partnerschaften. In verschiedenen Formaten wurde diskutiert, wie Kommunen aus Deutschland, der Ukraine und weiteren europäischen Ländern – insbesondere Polen – gemeinsam Projekte umsetzen, voneinander lernen und zur europäischen Integration beitragen können. Den Auftakt bildete der Impulsvortrag „Ein neues Koordinatensystem der europäischen Kooperation am Beispiel deutsch‑polnisch‑ukrainischer kommunaler Partnerschaften“ von Klaudia Hanisch vom Deutschen Polen-Institut. Sie stellte ihre aktuelle Studie zu Dreieckspartnerschaften zwischen deutschen, polnischen und ukrainischen Kommunen vor und zeigte auf, wie diese Form der Zusammenarbeit außenpolitisches Engagement auf kommunaler Ebene ermöglicht und die aktive Mitgestaltung europäischer Kooperation stärkt.

In ihre Untersuchung flossen 34 Interviews mit Vertreter*innen aus Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft ein. Teil der Studie war auch die gastgebende Dreieckspartnerschaft zwischen Münster (Deutschland), Lublin (Polen) und Winnyzja (Ukraine). Auch die Zusammenarbeit zwischen Saalfeld-Rudolstadt, Kalusch und Opole wurde als beispielhaft herausgestellt. Laut Hanisch stärken solche Dreieckspartnerschaften den Wiederaufbau in der Ukraine, den Aufbau gemeinsamer Verwaltungsstrukturen durch gegenseitige Hospitationen und die institutionelle Resilienz gegenüber äußeren Krisen. Gerade im Kontext des EU-Beitrittsprozesses spielen sie eine Schlüsselrolle – denn viele Annäherungsschritte passieren auf lokaler Ebene. In diesem Zusammenhang betonte sie auch die wichtige Rolle der Zivilgesellschaft. „Partnerschaften beruhen auf einem hybriden Governancemodell zwischen Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft“ konstatierte Klaudia Hanisch.

In der anschließenden Podiumsdiskussion betonten Vertretende offizieller Institutionen ebenfalls die Bedeutung dieser Form der Zusammenarbeit. Michał Sobol (Büro der polnisch-ukrainischen Entwicklungszusammenarbeit) verwies auf hunderte bestehende Partnerschaften zwischen Polen und der Ukraine – mit dem Ziel, diese angelehnt an die Aktivitäten des Weimarer Dreiecks (Deutschland, Polen, Frankreich) zu erweitern. Frédéric Blanc von der französischen Kommission für dezentralisierte Zusammenarbeit hob hervor, dass derzeit rund 50 französisch-ukrainische Partnerschaften bestehen, mit Potenzial für mehr. Ein weiteres Beispiel: die noch junge trilaterale Partnerschaft zwischen Tschuhujiw (Ukraine), Nordhorn (Deutschland) und Coevorden (Niederlande), die vor allem auf die Jugendarbeit und persönliche Kontakte setzt.

Ein symbolischer Höhepunkt der Konferenz war die Würdigung der 250. deutsch-ukrainischen kommunalen Partnerschaft zwischen Itschnja (Ukraine) und Grevesmühlen (Deutschland). Vertreten wurden die beiden Kommunen durch Bürgermeister Lars Prahler und seine ukrainische Kollegin Olena Buturlym. Beide Kommunen sind seit gut einem Jahr miteinander in Kontakt und unterzeichneten im Mai 2025 ihre Partnerschaftsvereinbarung. Dieser erreichte Meilenstein von 250 Partnerschaften motiviert, das Netzwerk noch weiter auszubauen. Die Konferenz hat einmal mehr vor Augen geführt, wie bedeutsam die Zusammenarbeit gerade auf kommunaler Ebene ist: Sie bringt Menschen direkt zusammen, stärkt die Ukraine im andauernden Angriffskrieg und kann Veränderung vor Ort unmittelbar anstoßen. Jede einzelne Partnerschaft hat Einfluss auf das Leben der Menschen in ihren Kommunen und trägt dazu bei, die Vision einer gemeinsamen Europäischen Union mit der Ukraine zu verwirklichen.

Das Abschlusspanel der Konferenz machte deutlich: Drei Tage intensiven Austauschs haben bewegt, motiviert und den europäischen Gedanken gestärkt. Begriffe wie Europa, Hoffnung, Zusammenarbeit spiegelten sich in den per Mentimeter gesammelten Stimmen der Teilnehmenden wider.

Niels Albers (SKEW) knüpfte daran an und formulierte einen klaren Appell: Deutsche und europäische Kommunen müssten den Auftrag annehmen, ein friedliches und freies Europa mit einer gleichberechtigten Ukraine in der Mitte aktiv mitzugestalten.

Auch Ralf Wyrwinski (BMZ) unterstrich die Bedeutung der Entwicklungszusammenarbeit. Die Ukraine bleibe eine zentrale Partnerin – und das kommunale Partnerschaftsnetzwerk ein entscheidender Pfeiler dieser Kooperation. Er sprach sich dafür aus, das Städtenetzwerk weiter auszubauen und betonte das große Potenzial einer Europäisierung kommunaler Partnerschaften.