Es gibt fairen Kaffee, faire Kleidung, faire Fußbälle und sogar faire Grabsteine. Aber was ist mit Computern, Smartphones und elektronischem Zubehör? Diese Frage stellte sich Susanne Jordan, ehe sie vor knapp zehn Jahren das Unternehmen „Nager IT“ gründete. Vorher hatte sie für die Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research große Bergbau- und IT-Unternehmen in Bezug auf soziale Nachhaltigkeit bewertet. Bei ihrer Arbeit wurde sie nahezu täglich mit Menschenrechtsverletzungen konfrontiert. 2009 kündigte Susanne Jordan und verfolgte mit der Gründung von Nager IT das Ziel ein faires, sozial verträglich produziertes IT-Gerät zu erschaffen. Gut drei Jahre später erschien die erste „Faire Computermaus“.
Mit der Fairen Maus setzt Nager IT den Startpunkt für faire Elektronik. Die Maus bietet eine Alternative zu den „unfairen“ elektronischen Geräten und soll Firmen dazu animieren, sich in Richtung faire Elektronik zu bewegen. Susanne Jordans Hoffnung für die Zukunft: Konsumenten sollen eines Tages bei jedem IT-Gerät die Wahl zwischen „fair und unfair“ haben. Aktuell sagt Nager IT über seine Computermaus: „Unsere aktuelle ist die fairste Maus weit und breit. Sie ist aber noch nicht komplett fair“. Langfristig verfolgt das Projekt zusätzlich das Ziel, Arbeitende in den betroffenen Entwicklungs- und Schwellenländern zu unterstützen. Schritt für Schritt soll die Maus fairer produziert werden, bis am Ende eine 100 Prozent fair produzierte Maus steht.
Im Interview spricht Susanne Jordan über ihr Projekt. Das Interview ist das sechste in unserer Reihe „Fair begegnen - Fair gestalten. Unsere Gäste stellen sich vor“. Der Kongress der Ideen und Taten rund um den Fairen Handel findet vom 18. bis 20. September 2019 in Köln statt. Noch bis 15. August können Sie sich anmelden!
Was war Ihre Motivation, Nager IT zu gründen?
Ich wollte den konventionellen Geräten, die völlig rücksichtslos hergestellt werden, eine faire Alternative entgegensetzen.
Was waren die größten Hemmnisse auf dem Weg, das Projekt zum Laufen zu bringen?
Meine eigene Unkenntnis in allen relevanten Bereichen und eine sehr konservative Elektronikindustrie mit langen, komplexen Lieferketten, die nur mit großen Stückzahlen optimal funktioniert. Die größte Hilfe auf dem Weg war die grandiose Vorarbeit der Fairer Handel-Szene der letzten 40 Jahre, sowie die Tatsache, dass es idealistische Menschen in allen Bereichen unserer Gesellschaft gibt.
Welchen Rat geben Sie Menschen, die sich mit einem eigenen Projekt oder Unternehmen im und für den Fairen Handel engagieren wollen?
Einfach anfangen! Alles Weitere kommt automatisch. Man muss nur offen sein dafür. Und: Du brauchst weniger als du denkst, also lass dir nicht einreden, dein Idealismus wäre Selbstausbeutung.