Dr. Mark Furness betonte, dass die Wissenschaft Fakten für die Wirksamkeit kommunaler Entwicklungspolitik liefern könne und diese eine wichtige Basis für die Ausgestaltung der Zusammenarbeit seien. Sie reichten aber nicht aus, um den Herausforderungen in den Sozialen Medien und in der Wissensvermittlung in der allgemeinen Öffentlichkeit zu begegnen. Der Slogan „Fahrradwege in Peru“ hänge nun in allen Köpfen, ohne dass die Sinnhaftigkeit erklärt werde.
„Diese Kritik kann auch als Chance gesehen werden, sich ihr zu stellen, die eigene Arbeit zu reflektieren und Dinge neu zu erklären“, entgegnete Anja Wagner. Wie wichtig kommunale Entwicklungszusammenarbeit sei, zeige das Beispiel der Partnerschaft zwischen Eltville am Rhein und der argentinischen Stadt Tunuyán: Gemeinsam arbeiten sie daran, wie die Auswirkungen des Klimawandels in ihren Weinbauregionen abgemildert werden können.
„Wir müssen gemeinsam Zukunft entwickeln“, ergänzte Brigitta von Bülow, „und wenn wir das auf kommunaler Ebene nicht schaffen, wird es auch auf globaler Ebene nicht gelingen.“ Der internationale Austausch über die Umsetzung der Agenda 2030 schaffe einen Perspektivwechsel und neue Lösungsansätze, die jeder für sich nutzen könne. Multinationalität und kultureller Austausch, zum Beispiel durch gemeinsame Theaterprojekte, kann auch helfen, die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren.
Dr. Mark Furness entgegnete, dass sich die Sinnhaftigkeit kommunaler Entwicklungspolitik zwar mit Fakten und guten Beispielen begründen lasse, viele Menschen sich ihre Informationen jedoch aus anderen Quellen beziehen und hierfür nicht erreichbar seien.
Ralph Spiegler betonte, dass es wichtig sei, kulturelle Grenzen zu überwinden und den Menschen die Angst vor Fremdheit zu nehmen. Der Angriff der Rechten gelte nicht den Radwegen in Peru, sondern der Destabilisierung demokratischer Institutionen und der internationalen Zusammenarbeit. Man müsse sich „auf dem Marktplatz“ der Kritik stellen, zunächst die Bedeutung der Nachhaltigkeitsziele mit einfachen Worten erklären und dann tiefer über den Kern der Sache einsteigen. Bilder könnten viel leisten, kommunale Entwicklungspolitik zu übersetzen und zu konkretisieren.
Anita Schneider vertrat die Ansicht, dass die Nachhaltigkeitsziele zwar für die Politikebene und für die Maßnahmenplanung auf Verwaltungsebene wichtig seien, nicht aber für die einzelnen Bürger*innen. Da reiche eine generelle Sensibilisierung für nachhaltiges Handeln, wobei FairTrade als ein wichtiger Hebel dienen könne.
Für Thomas Abel ist die Agenda 2030 hingegen ein wichtiges Mittel der politischen Kommunikation in die Öffentlichkeit hinein, da sie einen internationalen Referenzrahmen auf UN-Ebene darstellt.
Ralph Spiegler vertrat die Ansicht, dass – ähnlich wie beim Bürgerlichen Gesetzbuch – nicht alle über ein Detailwissen der Agenda 2030 verfügen müssen, aber die darin enthaltenden Grundgedanken über rechtmäßiges bzw. nachhaltiges Handeln verinnerlicht haben sollten.
Dr. Mark Furness verwies zum Schluss darauf, dass die Entwicklung und Verabschiedung der Agenda 2030 zwar eine großartige Leistung auf UN-Ebene darstellen, auch weil sie die Industrieländer stärker in die Pflicht nehme, es jedoch aufgrund der Kriege, wachsendem Rechtspopulismus in vielen Industrieländern und Systemkonkurrenzen mit Russland, China und Indien derzeit sehr schwierig sei, gemeinsam eine Post-2030 Agenda zu gestalten.