Die Weltbank schätzt, so Dr. Vinke, dass die Zahl der jährlichen klimabedingten Binnengeflüchteten bis zum Jahre 2050 auf „nur“ knapp 80 Millionen Menschen steigen wird, wenn es gelingt, die Klimaerwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. 170 Millionen könnten es werden, wenn die Erdtemperatur um 2,5 Grad steigt. Zwischen ein bis drei Milliarden Menschen könnten es bis zum Ende dieses Jahrhunderts werden, wenn wir so weitermachen wie bisher und die Erde sich bis dahin um 4 Grad und mehr erwärmen wird. Dann wird es im tropischen Gürtel an den meisten Tagen des Jahres so heiß und feucht, so Dr. Vinke, dass der Körper des Menschen dies nicht mehr regulieren kann. Im tropischen Gürtel befinden sich bevölkerungsreiche Gebiete, wie Mittelamerika, Indonesien, Thailand weite Teile Indiens und der Süden Chinas.
Dabei sind die Industrie- und erdölexportierenden Länder für den größten Teil der Kohlenstoffemissionen in der jüngsten Vergangenheit verantwortlich. Die Oxfam-Studie „Confronting Carbon Inequality“ untersuchte den Zeitraum 1990 – 2015, währenddessen die weltweiten Emissionen um 60 Prozent gestiegen sind und kommt zu dem Schluss, dass die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung (damals ca. 630 Millionen Menschen) für 52 Prozent der kumulativen Kohlenstoffemissionen verantwortlich waren, die ärmsten 50 Prozent (ca. 3,1 Milliarden Menschen) hingegen nur für 7 Prozent. Doch gerade viele dieser Menschen und ihre Nachkommen sind den Folgen des Klimawandels besonders ausgesetzt.
Industrieländer wie Deutschland tragen daher eine besondere Verantwortung nicht nur die CO2-Emissionen im eigenen Land schnell und drastisch zu reduzieren, sondern auch Länder des Globalen Südens zu unterstützen, ihre soziale und wirtschaftliche Entwicklung möglichst CO2-arm zu gestalten, um sich den Folgen des Klimawandels besser anzupassen.
Erfreulich ist, dass laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Umweltbundesamtes über 40 Prozent der deutschen Kommunen bereits Maßnahmen zur Klimaanpassung umsetzt und weitere 40 Prozent derzeit welche planen.
Doch das Zeitfenster für eine lebenswerte Zukunft schließt sich schnell.
Der kommunale Klimaschutz im In- und Ausland benötigt ausreichend Finanz- und Personalressourcen. Kommunale Nachhaltigkeits- und Klimapartnerschaften müssen im Rahmen kommunaler Nachhaltigkeits- und Klimastrategien zur Pflichtaufgabe aller Kommunen werden. Gerade in diesen Kooperationen werden innovative Lösungen für beide Seiten entwickelt. Gerade wenn aufgrund von Systemkonkurrenzen zwischen den westlichen Demokratien, Russland und China sich die Entwicklung einer Post-2030 Agenda im Rahmen einer Nationalversammlung der UN zunehmend schwieriger gestalten sollte, ist es umso wichtiger, dass die kommunale Ebene hier eine Vorreiterrolle einnimmt.
Das Klima kennt keine Grenzen!
Text Burkhard Vielhaber