Es gibt derzeit viele Kriege, Konflikte und Gewalt: Zwischen Israel/Palästina/Libanon/Iran, Russland/Ukraine, in Syrien, im Jemen, Sudan, Äthiopien und Haiti – und das sind nur die in den Medien prominentesten Beispiele. In diesen fragilen Kontexten wird Entwicklungszusammenarbeit zunehmend schwierig. Zudem nehmen auch Autokratien zu – Eliten, die ihre eigene Bevölkerung unterdrücken, teils unterstützt von Russland, aber auch vom globalen Finanzsystem, so Dr. Furness.
Auch in den westlichen Ländern wächst zunehmend der Druck auf die Demokratien, ihre freiheitlichen Strukturen zu verteidigen und zu rechtfertigen. Hinzu komme die zunehmende globale Klimakrise, mit den erforderlichen Anpassungen, auch in der Entwicklungszusammenarbeit. Hier tragen die Industrieländer eine besondere Verantwortung und haben aufgrund der Auswirkungen in ihren Ländern auch ein Eigeninteresse. Leider seien wir derzeit nicht auf dem richtigen Kurs, die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 bis 2030 zu erreichen, konstatierte Dr. Furness, sondern werden sie wahrscheinlich in fünf Jahren weit verfehlen.
Die Verhandlungen zu einer neuen Post-Agenda 2030 werden bald beginnen, doch seien die Voraussetzungen nicht besonders gut. Wir erleben derzeit einen systemischen Wettbewerb zwischen den USA, der EU und anderen westlichen Akteuren auf der einen Seite sowie Russland und China, und bei bestimmten Themen auch den Golfstaaten und Indien, auf der anderen Seite. Es handelt sich um einen Kampf um geopolitischen Einfluss und Ressourcen, der das Potential hat, sich zu einem neuen Kalten Krieg zu entwickeln, betonte Dr. Furness.
Dieser Kalte Krieg kann die Lebenssituation vieler Menschen deutlich verschlechtern und sie zur Migration zwingen. Bereits jetzt hat die Zahl der irregulären Migration stark zugenommen und ist zu einer Herausforderung für die reicheren Länder geworden. Die Entwicklungspolitik hat die zusätzliche Aufgabe übertragen bekommen, zur Kontrolle der Migrationszahlen beizutragen. Vergangenes Jahr hat die EU Abkommen mit Ägypten, Mauretanien und Tunesien getroffen und bereits 2016 mit der Türkei und Libyen. Diese sind aufgrund von Menschenrechtsverletzungen höchst umstritten, insbesondere die Abkommen mit Libyen und Tunesien.
Je mehr die globalen Krisen zunehmen, desto wichtiger werde die Entwicklungspolitik als sozial, ökologisch und wirtschaftlich ausgleichendes Element.