Der Landkreis Gießen in Hessen hat sich das Ziel gesetzt, Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit zu sein und hat dazu im Februar 2024 seine Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet. Den Prozess und die Ziele beschrieb Ronja Grimmer, seit 2013 Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik beim Landkreis Gießen.
Der Landkreis Gießen besteht aus acht Gemeinden und zehn Städten und ist Heimat für rund 267.000 Menschen. Die Universitätsstadt Gießen ist das Verwaltungszentrum und zählt circa 87.000 Einwohner*innen.
Mit Unterstützung der Geschäftsstelle Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Hessen und 12 weiteren hessischen Kommunen hat der Landkreis Gießen 2022-2023 an dem Projekt „Global Nachhaltige Kommune Hessen“ der SKEW teilgenommen und mit dieser Hilfe die Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Hierfür wurde gemeinsam mit vielfältigen Akteur*innen aus der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft, der Politik und der Verwaltung und unterstützt von der Uni Gießen in einem partizipativen Prozess zunächst eine Bestandsaufnahme vorgenommen und anschließend darauf basierend ein umfangreicher Ziel- und Maßnahmenkatalog erarbeitet. Dieser ist in sechs Handlungsfelder eingebettet:
- Gute Arbeit und nachhaltiges Wirtschaften – nachhaltige interkommunale Gewerbegebiete und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf;
- Nachhaltige Verwaltung – faire und ökologische Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen;
- Ressourcenschutz und Klimafolgenanpassung – Ausbau erneuerbarer Energien sowie Schutz von Natur und Artenvielfalt;
- Globale Verantwortung, nachhaltiger Konsum und Eine Welt – Sensibilisierung über fairen Handel und Ausbau der Partnerschaften im Globalen Süden: mit der Stadt Mubende in Uganda im Bereich erneuerbare Energien und mit dem Rajon Tschernihiv in der Ukraine im Bereich Hilfsgüter und medizinische Versorgung;
- Lebenslanges Lernen, gesundes Leben und Kultur – gleichberechtigter Zugang zu Bildung und Kultur sowie Stärkung des Bewusstseins für Klimaschutz, Energieeffizienz und eine nachhaltige Lebensweise;
- Nachhaltige Mobilität – Ausbau des Radwegenetzes, Förderung von Elektromobilität und Optimierung des öffentlichen Nahverkehrs.
Die Umsetzung der unterschiedlichen Maßnahmen obliegt den formalen Entscheidungsorganen, d.h. dem Kreistag beziehungsweise den Stadtverordnetenversammlungen und Gemeindevertretungen. Die ersten Erfahrungen zeigten jedoch, so Ronja Grimmer, dass die Umsetzung dort gut gelingt, wo es einen engen Austausch und Zusammenarbeit zwischen der Bürgerschaft, zivilgesellschaftlichen Organisationen, lokaler Wirtschaft und den Kommunalverwaltungen gibt. In den kleinen Kommunen sei es aufgrund der knappen Personalressourcen manchmal schwierig, geeignete Ansprechpartner*innen zu finden. Daher bietet der Landkreis Gießen auch Unterstützungsdienstleistungen beispielsweise bei der Erstellung von Förderanträgen an.