Trotz der schwierigen Startbedingungen hat die Ukraine bereits beachtliche Fortschritte auf dem Weg Richtung EU gemacht. Maßnahmen zur Dezentralisierung, Entbürokratisierung und Digitalisierung gelten als wichtige Meilensteine, die zum Teil sogar Vorbild für andere EU-Staaten sein können. Reem Alabali Radovan, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hob während der Partnerschaftskonferenz hervor, dass Deutschland besonders in Bereichen wie Entbürokratisierung und Digitalisierung viel von der Ukraine lernen könne.
Nach der Majdan-Revolution im Jahr 2014 hat die Ukraine grundlegende Reformen in der Staatsverwaltung angestoßen. Diese führten in den letzten zehn Jahren zu einer Reduzierung und Dezentralisierung der staatlichen Strukturen, die noch aus der Sowjetzeit stammten. Seit 2019 wird das umfassende Digitalisierungsprojekt „Der Staat im Smartphone“ umgesetzt. Ein besonders bekanntes Ergebnis dieses Projekts ist die Smartphone-App „Дія“ (Dija), die eine Vielzahl staatlicher Dienstleistungen – von der Fahrzeugregistrierung bis hin zur Eheschließung – digitalisiert und somit den Zugang zu öffentlichen Services erheblich vereinfacht.
Zudem beeindrucke die Resilienz der ukrainischen Bevölkerung, so Krzysztof Stanowski, stellvertretender Stadtpräsident von Lublin (Polen), das in einer trilateralen Partnerschaft mit der ukrainischen Stadt Winnyzja und dem deutschen Münster verbunden ist. Aus seiner Sicht wissen die Menschen in der Ukraine sehr genau, wie man mit minimaler Energieversorgung überlebt und mit knappen Ressourcen effizient umgeht. Dies sei angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel ein wichtiges Lernfeld für ganz Europa.