Was wünschen Sie sich in Sachen Biodiversitätserhalt für die nächste CBD-COP? Welche Weichen müssen gestellt werden, damit wir bei dem Thema überhaupt vorankommen?
Manfred Kaiser: Die COPs kommen und gehen. Und oft geht es leider nur in ganz kleinen Schritten voran. Eigentlich müsste man in viel größeren Schritten vorwärtskommen. Wenn es die internationale Ebene nicht schafft, dann kann man ja trotzdem versuchen, mit Unterstützung von Politik, Verwaltung und Bürgerschaft auf der kommunalen Ebene entsprechende Projekte umzusetzen. Es sind die Kommunen und die Menschen, die am meisten von den Auswirkungen der Klima- und Biodiversitätskrise betroffen sind, aber wir können auch alle etwas tun. Es ist wichtig, dass wir vom Wissen ins Handeln kommen. Und manchmal ist es vielleicht einfacher, auf der kommunalen Ebene schon mal anzufangen bis es internationale Beschlüsse und Einigungen gibt. Natürlich ist es auch sehr wichtig, dass Kommunen von Bund und Land ausreichend fachlich und finanziell dabei unterstützt werden.
Warum sollten sich Ihrer Ansicht nach Kommunen überhaupt in der Entwicklungspolitik oder in einer kommunalen Partnerschaft engagieren? Wie profitiert eine deutsche Kommune davon?
Manfred Kaiser: Klimaschutz, Klimaanpassung, Biodiversität oder Nachhaltigkeit sind miteinander vernetzte und übergreifende Themen. Das Engagement dafür sollte nicht an der eigenen Gemarkungsgrenze enden. Im Gegenteil: gerade diese Themen eignen sich sehr gut dafür, kommunenübergreifend zusammenzuarbeiten – zum Beispiel in einer Klimapartnerschaft. Die Themen Biodiversität und Klima haben die klassischen Städtepartnerschaften thematisch erweitert, haben Menschen aus der Verwaltung, aber auch aus der Zivilgesellschaft miteinbezogen. Das zieht Kreise. Je mehr Akteur*innen mitmachen, desto stabiler wird eine Partnerschaft. Unser Engagement in Lahr und in Alajuela spricht sich auch außerhalb unserer Kommune herum und wir bekommen Anfragen, wie wir dieses oder jenes umgesetzt haben. Diese internationale Anerkennung wird von der Stadtspitze sehr positiv wahrgenommen. Oft kommt aber auch die Frage nach den finanziellen oder personellen Ressourcen: In Lahr setzen wir hauptsächlich unsere Zeit ein, aber eben wenig eigenes Geld, da wir die Förderprogramme der SKEW nutzen.
Ergänzen möchte ich noch, dass sich Maßnahmen, die in einer Kommune sowieso anstehen, gut mit einem Engagement in der kommunalen Entwicklungspolitik verknüpfen lassen. Das zeigt das Beispiel unserer Ideen für den Schutz und die Aufwertung der Schutter. Damit bewegen wir uns innerhalb der EU-Wasserrahmenrichtlinie, für deren Umsetzung wir sowieso etwas tun müssen. Mit der Schutter als blaues Band in der Stadt schaffen wir darüber hinaus in den Entwicklungs- und Schutzzonen für Tiere und Pflanzen und einen wichtigen Naturerlebnisraum für Kinder und Jugendliche.
Text und Interview: Julia Krakau