Für eine lebenswerte Heimat – Die Klimapartnerschaft von Nohfelden und Balingore

Nohfelden ist eine Gemeinde im saarländischen Teil des Nationalparks Hunsrück-Hochwald, Balingore eine ländliche Gemeinde im südlichen Senegal, rund 50 km von der atlantischen Küste entfernt. Seit 2019 sind die beiden Kommunen im Kontakt und leben mit ihrer Partnerschaft ein Verständnis von Nachhaltigkeit, zu dem auch der Austausch und die gegenseitige Unterstützung zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden gehört. Geprägt ist die Beziehung der beiden Kommunen durch Offenheit und Neugier und den Willen, auch mit begrenzten personellen Ressourcen und kleinen Mitteln entscheidende Veränderungen zu bewirken.

Die Gemeinde Nohfelden hat für die Zusammenarbeit mit Balingore ein kleines Budget in ihrem Haushalt eingestellt. 7.000 Euro erscheinen dabei zunächst nicht viel. Laut Kerstin Lauerburg und Sarah-Maria Welter, die als Koordinatorinnen für kommunale Entwicklungspolitik die Fäden der Partnerschaftsarbeit zusammenführen, kann in Balingore damit jedoch viel erreicht werden. Dies gilt besonders, wenn zum Beispiel der Eigenanteil von Projektförderungen auf diese Weise bestritten wird.

Mit der Klimapartnerschaft hat die Zusammenarbeit der beiden Kommunen weiter an Fahrt gewonnen. Bisherige Projekte wie der Ausbau eines Kindergartens in Balingore, der Bau einer solarunterstützten Tröpfchenbewässerungsanlage für eine Frauenkooperative und ein Brillenprojekt werden nun um weitere Projekte mit dem Fokus auf Klimawandel und Klimafolgenanpassung ergänzt.

Nohfelden ist in Sachen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung sehr aktiv und hat bereits zahlreiche Projekte umgesetzt. Die Verpachtung kommunaler Dachflächen für Photovoltaikanlagen, der nachhaltige Neubau der örtlichen Grundschule, ein Klimaschutzteilkonzept für kommunale Liegenschaften oder auch der Ausbau der LED-Straßenbeleuchtung sind nur einige Beispiele. Für ihr Engagement wurde die Kommune 2022 im Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ der Bundesregierung mit dem 1. Preis in der Kategorie „Klimafreundliche Verwaltung“ ausgezeichnet.

Die Zusammenarbeit mit Balingore ergänzt dieses Engagement um eine globale Dimension und die Partner*innen verstehen ihre Zusammenarbeit als gemeinsamen Weg. Nohfelden betont dabei, dass die Klimapartnerschaft vor allem zu einem realistischen Blick auf die Gesamtdimension der klimatischen Veränderungen führt und auch die potenzielle Dimension künftiger Entwicklungen in Nohfelden ins Bewusstsein ruft. Bürgermeister Andreas Veit, der die Klimapartnerschaft persönlich mit unterstützt, formuliert es so:

Sicherlich, der Klimawandel betrifft alle Kommunen weltweit und fordert alle zum Handeln auf. Die Klimapartnerschaft hat den Beteiligten aber auch gezeigt, dass sich die Auswirkungen aktuell in unterschiedlicher Dramatik zeigen. In Balingore, dessen Bevölkerung in der Mehrheit von Subsistenzwirtschaft lebt, sind diese existentiell: Reisfelder versalzen, Ernten sind ertragsarm oder fallen ganz aus, Wassermangel kann akuten Trinkwassermangel bedeuten, kurz: die Ernährungssicherheit der Bevölkerung ist unmittelbar gefährdet.

Mut machen die Menschen, die sich diesen Herausforderungen stellen. Der Vorschlag von Nohfelden, aus der noch jungen Partnerschaft eine Klimapartnerschaft zu machen, traf in Balingore auf einen hochmotivierten Bürgermeister. Als promovierter Meteorologe und Klimaexperte hat dieser es sich auf die Fahnen geschrieben, Balingore zu einer „grünen Kommune“ zu machen. Die Partnerschaft mit Nohfelden versteht er als eine Möglichkeit, Ideen zum Klimaschutz und zur Klimafolgenanpassung zu konkreten Projekten zu entwickeln und diese dank Fördermitteln auch finanzieren zu können. Die gemeinsamen Pläne mit der Partnergemeinde in Deutschland haben dabei bereits die Aufmerksamkeit der Nachbargemeinden von Balingore geweckt – Strahlkraft also inklusive.

Für diese nachhaltige Entwicklung setzt die Kommune Balingore vor allem auch auf ihre eigene Bevölkerung. Seit 2022 hat die Gemeinde ein Programm für Bürgerbeteiligung entwickelt. Ideen und Projekte können vorgeschlagen und damit die Entwicklung der Gemeinde auf direkte Weise mitgestaltet werden. Besonderer Fokus liegt dabei auf der jungen Bevölkerung, denn die Entwicklung der Kommune hängt auch davon ab, ob diese in Balingore eine Bleibeperspektive sieht.

Für ihre Zusammenarbeit zu Klimaschutz und Klimafolgenanpassung haben Nohfelden und Balingore nun ein gemeinsames Handlungsprogramm erarbeitet – unterstützt durch das Projekt „Kommunale Klimapartnerschaften“ der SKEW. Bezogen auf Balingore mussten sie dabei nicht lange nach den passenden Themen suchen. Spätestens der Delegationsbesuch im Januar 2023 zeigte die Dringlichkeit des Themas Wasser, die Chancen des Themas erneuerbare Energien und die Notwendigkeit, beim Thema Abfall aktiv zu werden. In Nohfelden schließt das Handlungsprogramm an die vielfältigen bestehenden Aktivitäten an. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Maßnahmen zur stärkeren Sensibilisierung und Aktivierung der Bevölkerung. An manchen Stellen planen die Partnerkommunen auch parallele Aktivitäten.

Die intensive Zusammenarbeit der vergangenen zwei Projektjahre war für Nohfelden und Balingore eine wichtige Phase in ihrer noch jungen Partnerschaft. Vor allem die gegenseitigen Delegationsbesuche haben zu einem guten Kennenlernen und einem besseren Verständnis für die Belange des jeweiligen Partners beigetragen. Auch wenn die Möglichkeiten für Fachaustauschreisen nun nach Projektende rarer werden, sind die Partner*innen entschlossen, die gemeinsamen Projekte umzusetzen.