Kommunale Partnerschaften gleichberechtigter gestalten

Trotz der globalen Vernetzung bestehen weiterhin strukturelle Ungleichheiten und Machtgefälle, insbesondere zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden. Oft wird dem Wissen aus dem Norden mehr Bedeutung beigemessen, was auch in kommunalen Partnerschaften sichtbar werden kann – zum Beispiel bei der Entscheidung über Partnerschaftsinhalte oder bei der Auswahl von Partner*innen aus dem Globalen Süden. Die finanzielle Überlegenheit des Nordens kann diese Machtverhältnisse zusätzlich verstärken. Daher ist es wichtig, diese Ungleichgewichte bewusst zu reflektieren und zu vermeiden, dass Spekulationen über die Interessen der Partnerkommunen aufkommen. In jeder Kommune gibt es unterschiedliche Perspektiven und Machtpositionen, weshalb es entscheidend ist, in einen direkten, offenen Austausch zu treten. Nur wenn die Interessen und Bedürfnisse beider Partner*innen berücksichtigt werden und die Partnerschaft gut im lokalen Kontext verankert ist, kann sie entwicklungspolitisch relevant und wirksam sein.

Gegenseitiges Verständnis, Respekt und Offenheit sind für gleichberechtigte Partnerschaften unerlässlich. Die politischen Strukturen, Verantwortlichkeiten und Entscheidungswege sollten gegenseitig akzeptiert und respektiert werden. Dies umfasst auch den wechselseitigen Respekt vor der Eigenverantwortlichkeit, den vorhandenen Entwicklungsplänen und -strategien und den Potentialen der beteiligten Kommunen, sowie das Bemühen, Verständnis für die unterschiedlichen lokalen Realitäten aufzubringen und daran angepasste spezifische Vorgehensweisen zu entwickeln. Wichtig ist vor allem der Dialog mit unterschiedlichen Akteur*innen aus der Partnerkommune: Interesse zeigen, Fragen stellen und bewusst zuhören ohne eine direkte Bewertung oder einen Vergleich mit der eigenen Situation vorzunehmen. Lösungen, die in der einen Kommune gut funktionieren, sind nie 1:1 übertragbar, sondern müssen genau auf ihr Potential der Anpassung an einen anderen Kontext geprüft werden. Hierbei können auch kommunale Strukturen eine Rolle spielen, die sich beispielsweise in Bezug auf den kommunalen Zuständigkeitsbereich und die Akteurslandschaft von denen der eigenen Kommune unterscheiden.

In einer kommunalen Partnerschaft treffen verschiedene Akteur*innen, Interessen und Ziele aufeinander. Daher ist es wichtig, von Anfang an klare Ziele, Maßnahmen und Arbeitsweisen festzulegen, um eine gemeinsame Richtung für die Partnerschaft zu schaffen. Eine schriftliche Vereinbarung kann dabei helfen, die Zielsetzung, Themen und Art der Partnerschaft zu definieren. Für eine gleichberechtigte Partnerschaft sollte der fachliche Austausch im Vordergrund stehen, der über den reinen Transfer von Ressourcen hinausgeht und auch den Austausch von Lösungsansätzen und Erfahrungen umfasst. Dabei können beide Partner*innen voneinander lernen, um lokale Entwicklungen im globalen Kontext besser zu gestalten. Besonders beim Aufbau einer neuen Partnerschaft ist es hilfreich, eine Akteurs- und Stakeholderanalyse durchzuführen, um die relevanten Beteiligten zu identifizieren und festzulegen, wie und wann sie in die Arbeit einbezogen werden. Zudem sollten die Erwartungen beider Kommunen frühzeitig geklärt, dokumentiert und regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Partnerschaft erfolgreich gestaltet werden kann.

Für eine vertrauensvolle und erfolgreiche Partnerschaftsarbeit ist eine offene und transparente Kommunikation entscheidend. Zunächst sollte die Arbeitssprache festgelegt und gegebenenfalls sprachliche Unterstützung organisiert werden. Bei intensiverem Fachaustausch empfiehlt sich der Einsatz professioneller Dolmetscher*innen, um eine gleichberechtigte Teilnahme aller Partner*innen zu ermöglichen. Die üblichen Kommunikationswege der Partnerkommune sollten erfragt und respektiert werden, und die Kommunikationsmittel (z.B. E-Mail, Telefon, soziale Netzwerke) müssen gemeinsam festgelegt werden. Dabei sind lokale Rahmenbedingungen und kulturelle Unterschiede zu berücksichtigen, wie etwa der Grad der Formalität oder die Bedeutung von gesprochenem und geschriebenem Wort. Kulturelle Aspekte, die die Kommunikation beeinflussen, sollten erkannt werden – zum Beispiel, dass in vielen Partnerländern Kritik oft indirekt geäußert wird. Im Zweifelsfall ist es wichtig, nachzufragen, um Missverständnisse zu vermeiden und den eigenen Kommunikationsstil zu erklären.