Mindo, Ecuador, 24. bis 26. November 2015. „Wir sind nicht wenige, die für die Umwelt arbeiten, wir sind viele“. So fasste ein Teilnehmer seine Eindrücke des Netzwerktreffens der lateinamerikanischen Kommunen der vierten Phase des SKEW-Projektes „50 Kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ zusammen. Wenige Tage vor der UN-Klimakonferenz in Paris zeigten circa 30 Vertreterinnen und Vertreter von zehn Kommunen aus fünf lateinamerikanischen Ländern in Mindo, Ecuador, wie durch konkrete Maßnahmen auf der lokalen Ebene Beiträge zum Erreichen der globalen Klimaziele erbracht werden können.
Die Veranstaltung stand im Zeichen des intensiven fachlichen Austauschs. Nach einer feierlichen Eröffnung mit Grußworten des Referenten für wirtschaftliche Zusammenarbeit der Deutschen Botschaft in Quito, Hubert Mükusch, des Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) -Projektleiters Kurt-Michael Baudach und der Bürgermeisterin der gastgebenden Kommune San Miguel de los Bancos, Sulema Pizarro, hatten die Teilnehmenden im Rahmen eines vielfältigen Programms Gelegenheit, sich in Arbeitsgruppen gegenseitig ihre Fortschritte und Herausforderungen bei der Erarbeitung der gemeinsamen Handlungsprogramme mit ihren deutschen Partnern vorzustellen und zu diskutieren. Dabei stellte sich heraus, dass in den acht Monaten nach dem internationalen Auftaktworkshop in Managua die meisten Partnerschaften die Schwerpunktthemen der weiteren Zusammenarbeit identifiziert und bereits mit der Formulierung von gemeinsamen Zielen und Maßnahmen begonnen haben. Die zwischenzeitlich stattgefundenen Projektbesuche und Diskussionen während der gegenseitigen Entsendungen haben dazu einen wichtigen Teil beigetragen. Darüber hinaus setzten sich die Teilnehmenden mit den Erfahrungen und Ideen zu den zentralen Themen der Klimapartnerschaften auseinander: Umweltbildung, Abfallmanagement, Erneuerbare Energien/Energieeffizienz und Zertifizierung organischer Produkte. Ein Höhepunkt des Programms war die Fachexkursion am zweiten Tag, bei der die Kommune San Miguel de los Bancos fünf Beispiele für Aktivitäten zum Klima- und Naturschutz auf ihrem Gebiet vorstellte. Zunächst ging es um ein ehrgeiziges Aufforstungsprojekt, mit dem 1.400 ha Fläche für den Wald zurückgewonnen werden sollen und das von der ecuadorianischen Regierung finanziert wird. Danach besuchte die Gruppe eine Kaffeefarm, die nach den Prinzipien des ökologischen Anbaus bewirtschaftet wird, wobei neben der Produktion auch der Prozess der Nacherntebehandlung erklärt wurde. Besonderes Interesse weckte die Vorstellung eines Parks mit einem Waldlehrpfad im Hauptort, der aus einer wilden Müllkippe entwickelt wurde und intensiv zur Umweltbildung mit Schülern genutzt wird. Am Nachmittag lernten die Teilnehmenden das Projekt „Mindo lindo“ zur Rückgewinnung von Waldflächen und Umwelterziehung kennen. Zum Abschluss stand der Besuch einer Anlage zur Produktion des organischen Düngers Bocashi aus den biologischen Abfällen des Ortes Mindo auf dem Programm, wo besonders das einfache Prinzip und die komplette Vermeidung der mit solchen Anlagen sonst oft verbundenen Geruchsentwicklung beeindruckten.
Die konkreten Erfahrungen wurden durch mehrere Fachvorträge ergänzt und in den größeren Zusammenhang eingeordnet. So sprach Andrés Hübenthal, ehemaliger Abteilungsleiter im ecuadorianischen Umweltministerium, über die Sichtweise und Aktivitäten Ecuadors zum Klimawandel. Nadia Manasfi und Rubén Álava von der GIZ Ecuador stellten ihre Programme zum Schutz von Klima und Biodiversität sowie zur Stärkung des Dezentralisierungsprozesses in Ecuador vor. Zwei Vertreter der Kommune Mocache veranschaulichten die Präsentation von Frau Manasfi anhand ihrer konkreten Erfahrungen.
Ein wichtiger Aspekt des Netzwerktreffens war auch der Austausch mit der SKEW über die nächsten Schritte zur Erarbeitung der Handlungsprogramme und über ihre Umsetzung. In Bezug auf die Möglichkeiten zur Unterstützung der Umsetzung informierte Kurt-Michael Baudach unter anderem über folgende Angebote: das Projekt „Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte“ (Nakopa), das Förderprogramm für kommunale Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekte (FKKP), ASA-Kommunal und das Programm „Integrierte Fachkräfte für Kommunen weltweit“. Schließlich identifizierten die Teilnehmenden zentrale Faktoren für die mittel- bis langfristige Fortführung der Klimapartnerschaften, wobei die Weiterführung der Kommunikation unter den Partnern und innerhalb der Kommunen sowie die Umsetzung konkreter Vorhaben besonders hervorgehoben wurden.
Am Ende betonten die Kommunalvertreter den großen Wert des Austausches untereinander. Wenn man die Erfahrungen anderer kennenlerne könnten die eigenen Projekte reflektiert und Ideen zu ihrer Weiterentwicklung produziert werden: „Wir sind nicht nur mit unseren deutschen Partnern geschwisterlich verbunden, sondern auch untereinander hier in Lateinamerika“, so das Fazit eines Teilnehmers.
In seinem Schlusswort zeigte sich der Honorarkonsul Ecuadors in Baden-Württemberg, Siegfried Rapp, beeindruckt vom Engagement der anwesenden Kommunen und ermunterte sie, ihre vielfältigen Erfahrungen im Bereich Klimaschutz weiterzutragen. Abschließend bedankte sich die Bürgermeisterin von San Miguel de los Bancos für den Besuch und das Interesse am Klimaschutz in ihrer Kommune.