Praxisbeispiel aus Stuttgart

Mit der Einrichtung einer Projektstelle setzt sich das Forum der Kulturen das Ziel, die gesellschaftliche Teilhabe und das entwicklungspolitischen Engagement von Migrantinnen und Migranten zu fördern, ihre Rolle als Multiplikatoren für entwicklungspolitische Bildungsarbeit zu stärken und sie mit staatlichen, privaten und kirchlichen Akteuren der Entwicklungszusammenarbeit zu vernetzten.

Das Forum der Kulturen bietet entwicklungspolitisch aktiven Migrantinnen und Migranten individuelle Beratung. Da in und um Stuttgart mittlerweile rund 60 Institutionen zu der Zielgruppe zählen, wird diese Beratung verstärkt über den Arbeitskreis „MigrantInnen und Entwicklungszusammenarbeit“ und über Runde Tische abgedeckt. Der Arbeitskreis bietet Raum für allgemeinen Erfahrungsaustausch und entwicklungspolitische Diskussionen. Außerdem werden alle zwei Monate entwicklungspolitische Themen behandelt, die zu dem jährlichen Schwerpunkt des Forums passen; 2014 lautet dieser Schwerpunkt „Religiöse Institutionen und deren Einfluss auf die Entwicklungspolitik“.

Zweimal pro Jahr organisieren Migrantenorganisationen Fachgespräche mit Experten, bei denen Themen aus den Arbeitskreisen aufgegriffen und weiter diskutiert werden. Bei Kooperationsseminaren, die stets großes Interesse finden, können Migrantenorganisationen ihre eigenen Angebote vorstellen. 2013 wurden allein sechs solcher Seminare zu Themen wie Armutsbewältigung in afrikanischen Ländern oder entwicklungspolitisches Projektmanagement durchgeführt. Für 2015 planen die Migrantenorganisationen ein Buch zu den Ergebnissen der Arbeitskreise und anderen gesellschaftspolitischen Themen zu veröffentlichen.

Des Weiteren bietet das Forum der Kulturen Seminare in Kooperation mit dem Entwicklungspolitischen Studienbegleitprogramm für Studierende aus Afrika, Asien und Lateinamerika (STUBE) in Baden-Württemberg an. Die von dem Forum herausgegebene Zeitschrift „Interkultur Stuttgart“ berichtet regelmäßig über die entwicklungspolitischen Aktivitäten der Migrantenvereine. Auch das Sommerfestival der Kulturen bietet die Möglichkeit, migrantisches Engagement einem großen Publikum zu präsentieren.

Die Initiative für das Projekt lag beim Forum der Kulturen. In der Startphase erhielt der Verein sehr viel Unterstützung vom Zentrum für Entwicklungsbezogene Bildung (ZEB) der evangelischen Landeskirche Württemberg, der Stadt Stuttgart und dem Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg (DEAB). Für die Dauer des Projektes gab ein Fachbeirat wichtige unterstützende Impulse und trug zur Vernetzung des Projektes bei. Im Fachbeirat waren zahlreiche öffentliche Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und die Stadt Stuttgart vertreten.

Von 2007 bis 2010 förderte das Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung die Projektarbeit. Von 2009 an konnte das Forum der Kulturen auf Unterstützung des Förderprogramms Entwicklungspolitische Bildung (FEB) der Engagement Global gGmbH zurückgreifen. Projektbezogene Förderung erhält das Forum teils vom Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung und vom Staatsministerium Baden-Württemberg. Zudem unterstützt die Stadt Stuttgart die Arbeit des Vereins. Der Verein Forum der Kulturen bringt sich als Träger der Projektstelle in erheblichem Umfang mit einen Eigenmitteln, Know-how und Netzwerken ein. Seit 2013 ist das Forum der Kulturen zudem Träger der Fachpromotorenstelle „Migration und Entwicklung“.

Ganz im Sinne der „Stuttgarter Partnerschaft Eine Welt“ sieht die Stadt Stuttgart das entwicklungspolitische Engagement von Migrantenvereinen als Bereicherung und hat dem Projekt von Beginn an Rückendeckung gegeben.

Das Projekt wiederum behielt die Arbeit anderer Institutionen und Vereine immer im Blick und kann daher heute auf ein breites Netzwerk an Kooperationspartnern zurückgreifen. Durch die Öffentlichkeitsarbeit und den gesellschaftlichen Dialog ist es gelungen, das entwicklungspolitische Know-how der Stuttgarter Migrantenorganisationen bundesweit bekannt zu machen. Der Geschäftsführer des Forum der Kulturen, Rolf Graser, wurde für sein Engagement im Dezember 2013 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Das Beispiel zeigt, dass Migrantinnen und Migranten Entwicklungspolitik aktiv mitgestalten, so dass ihr Engagement nicht mehr aus der entwicklungspolitischen Szene Stuttgarts wegzudenken ist.