Zehntes bundesweites Netzwerktreffen Migration und Entwicklung

Die Teilnehmenden erfuhren am Beispiel der Stadt Nürnberg, der virtuellen Gastgeberkommune des Netzwerktreffens, wie die Vielfalt der Beteiligten die kommunale Entwicklungspolitik bereichert. Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König berichtete in einer Video-Botschaft, dass die Stadt, die 2020 Preisträgerin beim Wettbewerb „Kommune bewegt Welt“ war, ihre entwicklungspolitischen Projekte in Togo trotz der Covid-19-Pandemie sehr gut umsetzen konnte. Ein Grund dafür sei die enge Zusammenarbeit mit der Nürnberger Zivilgesellschaft gewesen. Auch Cottbus, Vilshofen, Geestland, Düren und Sprendlingen-Gensingen, die ebenfalls im Wettbewerb „Kommune bewegt Welt“ 2020 für ihr gemeinsames entwicklungspolitisches Engagement mit migrantischen Organisationen ausgezeichnet worden waren, stellten Beispiele für gelungene Projekte vor.

In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmenden, wie sie ihre verschiedenen Auffassungen in die kommunale Entwicklungspolitik einbringen können, konkret in den Bereichen Fairer Handel und Faire Beschaffung, kommunale Partnerschaften, Lokalisierung der Agenda 2030 sowie Migration und Entwicklung und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Sie stellten unter anderem fest, dass kommunale Partnerschaften gute Brücken zwischen Verwaltungen und Zivilgesellschaft aus dem Globalen Norden und Süden bilden können, wenn sie auf Augenhöhe gelebt werden. Für die Lokalisierung der Agenda 2030 müssten die SDGs noch bekannter werden. Dazu könnten kleine SDG-Projekte mit schnellen Erfolgen beitragen. Im internationalen Austausch könnten Kommunen aus aller Welt viel über gesellschaftlichen Zusammenhalt lernen, etwa wenn sie sich über ihre Integrations- und Inklusionskonzepte austauschen.

Der Bürgermeister der 1.000-Einwohner-Gemeinde Klixbüll in Schleswig-Holstein, Werner Schweizer, zeigte in seinem Impulsvortrag auf, wie viel ein kleines Dorf – gemeinsam mit vielen Stakeholdern – zur Transformation unserer Welt beitragen kann. Für Schweizer, der auch ehrenamtlicher Botschafter für kommunale Entwicklungspolitik ist, steht fest: Die eigentliche Herausforderung unserer Zeit ist nicht fehlendes Wissen, sondern liegt in der Umsetzung des Wissens in die Praxis. Klixbüll setzt viele sehr innovative Projekte unter anderem zu nachhaltiger Mobilität und erneuerbaren Energien um, die weit über das Dorf hinaus wirken. Der Erfolg der Klixbüller Transformationsbemühungen liegt laut Schweizer auch daran, dass man hier Wert auf systematische Begegnung im Sinne von Beteiligung zur Stärkung des bürgerlichen Engagements lege.

In Form von Barcamp-Session tauschten sich die Teilnehmenden darüber aus, wie sie die Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und migrantischen Akteursgruppen verbessern können, etwa indem die Vielfalt der Gesellschaft besser in Gremien abgebildet wird. Gesellschaftlicher Zusammenhalt müsse als Thema mehr in die kommunale Entwicklungspolitik einfließen. Ein erster Schritt hierfür sei, miteinander und nicht übereinander zu sprechen. Schließlich betonten sie, dass sie die Beteiligungsmöglichkeiten vulnerabler Gruppen jederzeit sicherstellen müssten. Dabei ging es unter anderem um Barrierefreiheit, eine leicht verständliche Sprache und um Empowerment.

In den kommenden Monaten werden bundesweit vier regionale Fachforen die Ergebnisse des bundesweiten Netzwerktreffens vertiefen.

Das Fachforum für die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland findet bereits am 25. November 2021 statt. Interessierte sind herzlich willkommen!