Online, 9. bis 10. November 2020. Immer mehr Kommunen machen die Standards des Fairen Handels zu Leitlinien ihrer Arbeit. Besonders greifbar und konkret wird dieses Engagement, wenn Kommunen dazu mit ihrer eigenen Partnerkommune im Globalen Süden zusammenarbeiten. Direkte Handelsbeziehungen zu Produzentengruppen entstehen und die positiven Entwicklungen auf Arbeits- und Lebensbedingungen werden aus erster Hand sichtbar. Diese Potentiale deutlich zu machen, war das Anliegen der Fachveranstaltung der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt.
Zunächst erläuterte Matthias Fiedler den Teilnehmenden die Strukturen, Zertifikate, Importwege und zentralen Akteure der Fair-Handels-Bewegung. „Der Faire Handel lässt sich in einem Dreiklang fassen: Er unterstützt benachteiligte Produzentinnen und Produzenten im Globalen Süden, er beeinflusst das Konsumverhalten im Globalen Norden und er fordert von der Politik die notwendigen Rahmenbedingungen für gerechtere Welthandelsstrukturen ein“, fasste der Geschäftsführer des Forums Fairer Handel e.V. die Ziele und Chancen zusammen.
Ashley Klein von der SKEW zeigte im Anschluss die Handlungsmöglichkeiten von Kommunen zum Fairen Handel auf. Diese lägen nicht nur in der Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger. Angesichts der beachtlichen Marktmacht der öffentlichen Hand, sende die faire Beschaffung besonders bei sensiblen Produktgruppen auch klare Signale an den Markt, so Ashley Klein.
Zur Inspiration für erfahrene und neue Kommunen im Thema hielt die virtuelle Veranstaltung gleich ein ganzes Bündel gelingender und durchdachter Praxisbeispiele bereit. Vertreterinnen und Vertreter aus Bremen, Hannover, Leipzig, Neumarkt i. d. OPf., Saarbrücken und dem Enzkreis berichteten über ihre Erfahrungen. Jörn Hendrichs, Referent für Entwicklungszusammenarbeit der Freien Hansestadt Bremen, stellte unter anderem ein geplantes Projekt vor, in dem es um die Beschaffung fair gehandelter Spielzeuge und Textilien für die Bremer Kitas aus den Partnerstädten Durban, Südafrika und Windhoek, Namibia geht. Auch wurde als eine klassische Möglichkeit das kommunale Partnerschafts-Produkt diskutiert. Ein Beispiel hierfür ist der sogenannte „Leipziger“, ein von der Städtepartnerschaft Leipzig-Addis Abeba gemeinsam auf den Weg gebrachter Partnerschaftskaffee. Von einer äthiopischen Kooperative fair und biologisch angebaut und durch eine Fairhandelsorganisation nach Leipzig gebracht, wird dieser dort inzwischen in vielen Geschäften und in größeren Mengen vertrieben. „Uns war es wichtig, ein Produkt zu finden, mit dem wir vor Ort keine Ressourcen wegnehmen“, betonte Katja Roloff, Referentin für Internationales in Leipzig. „Als Kommune sehen wir uns in der Rolle, das Thema Fairer Handel in die Zivilgesellschaft hineinzutragen. Die kommunale Partnerschaft ist dafür ein guter Türöffner“, fasste sie die Haltung ihrer Kommune zusammen.
Verschiedene Austauschrunden öffneten den Raum für weitere Fragen der Teilnehmenden. Sie gaben Anregungen, wie auch die Partnerkommune für das Thema Fairer Handel gewonnen werden kann, worauf es beim Aufbau von direkten Fair-Handels-Beziehungen ankommt und auch wie Schulpartnerschaften globales Lernen über gerechte Handelsstrukturen spannend und konkret machen können.
Für interessierte Kommunen bot die SKEW weitere Beratung und Begleitung an – sowohl von Seiten des Projektteams „Agenda 2030 – Kommunaler Fachaustausch mit afrikanischen Partnern“, als auch von den Mitarbeitenden der Abteilung „Fairer Handel und Faire Beschaffung“. Die Kommunen selbst äußerten vor allem den Wunsch, weitere Austauschmöglichkeiten auf nationaler und auch internationaler Ebene zu schaffen.