Rheinland-Pfalz/Ruanda, 2020. Gegenseitige Fachaufenthalte bei den Partnern sind das Herzstück des kommunalen Verwaltungsaustauschs. Der direkte Austausch ermöglicht es, den lokalen Kontext in der Partnerkommune zu verstehen und fördert das Voneinander-Lernen. Normalerweise führen die teilnehmenden Partnerschaften zwei bis drei solcher Kurzeinsätze pro Jahr durch. Doch das vergangene Jahr 2020, in der die Corona-Pandemie vieles veränderte, erforderte Alternativen. Sowohl in den ruandischen als auch in den rheinland-pfälzischen Kommunalverwaltungen schränkte Covid-19 die personellen Kapazitäten für die Partnerschaftsarbeit stark ein.
Partnerschaften treten in den virtuellen Austausch
Selbst wenn Reisen nach wie vor möglich gewesen wären – angesichts des erhöhten Arbeitsaufkommens unter den Verwaltungsmitarbeitenden hätte sich die Zusammenarbeit mit der bislang üblichen Arbeitsweise kaum realisieren lassen. „Durch die Pandemie war es notwendig sich mit dem Thema Video-Konferenz intensiv auseinanderzusetzen und Kompetenzen bei der Nutzung dieser Systeme zu erarbeiten“, so Bernhard Eck vom Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL). Der Kommunalbetrieb beriet seinen Partnerdistrikt Ruhango während der letzten Monate online zur Vorbereitung einer Machbarkeitsstudie im Bereich Regenwassermanagement. Obgleich die digitalen Formate den persönlichen Austausch im Zuge der bisherigen Vor-Ort-Besuche sicher nicht ersetzen können, findet Distriktmitarbeiterin Christine Mutezimana aus Ruhango, dass diese als Ergänzung zu den Kurzzeiteinsätzen auch über die Pandemie hinaus genutzt werden sollten.
Insgesamt fanden von Juni bis Dezember zwölf virtuelle Meetings innerhalb der fünf kommunalen Partnerschaften statt, die derzeit am Projekt teilnehmen. Die Treffen dienten nicht nur dem Austausch auf Arbeitsebene, sondern wurden auch für die Durchführung kleinerer Workshops zu verschiedenen Aspekten der partnerschaftlichen Projektplanung genutzt, etwa zum Thema Projektmittelakquise.
Interkulturelles Projektmanagement für ruandische Distriktmitarbeitende
Im November nutzten zehn Mitarbeitende aus den Distrikten Karongi, Ngoma, Gisagara, Ruhango und Nyamagabe ein Online-Schulungsangebot, das die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt zusammen mit dem Ministerium des Innern und für Sport organisiert hatte. Die dreitägige Seminarreihe vermittelte den Distriktmitarbeitenden Tools und Instrumente, die sie für die Projektplanung speziell im Rahmen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit rheinland-pfälzischen Kommunen nutzen können. Die Workshop-Teilnehmenden erhielten Einblicke in das rheinland-pfälzische Kommunalsystem und in unterschiedliche Konzepte und Dimensionen von Kultur. Im Rahmen einer interaktiven Arbeitsphase reflektierten sie verschiedene Wertesysteme und erweiterten somit ihr interkulturelles Bewusstsein. Der Kurs wurde mit einer Einheit zum gemeinsamen Projektmanagement im Rahmen kommunaler Partnerschaften abgerundet. Hier standen die Aspekte Kommunikation, Organisation und Umgang mit potentiellen Konflikten in interkulturellen Teams im Vordergrund.
Ebenfalls im November fand ein virtuelles Netzwerktreffen für die rheinland-pfälzischen Akteure des Projekts statt. Die Teilnehmenden erhielten Neuigkeiten aus der Länderpartnerschaft im Allgemeinen und Updates aus dem Kommunalen Verwaltungsaustausch Rheinland-Pfalz–Ruanda im Speziellen. Untereinander tauschten sie sich über die Themen aus, die aktuell in den einzelnen Partnerschaften behandelt werden und reflektierten in Kleingruppen die Perspektiven für die zukünftige Zusammenarbeit.
Für das kommende Jahr zeigten sich alle motiviert, die Kooperation innerhalb der Partnerschaften voranzutreiben – in der Hoffnung, dass möglichst bald auch wieder Kurzzeiteinsätze möglich sind.