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Eine Ladung mit medizinischen Gütern wird nicht einfach durchgewunken

Seit vielen Jahren läuft die Partnerschaft zwischen dem Bezirk Schwaben und der Bukowina-Region in der Ukraine. Schon vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine lag der Schwerpunkt der Zusammenarbeit auf dem medizinischen Bereich. Seit Kriegsbeginn hat sich das Miteinander verändert: statt um Austausch zwischen Fachleuten bittet die Ukraine konkret um Krankenhausbetten, medizinisches Material, Generatoren und Taschenlampen. Tipps, wie Hilfstransporte schnell und unproblematisch in die Ukraine kommen, gibt Dr. Katharina Haberkorn, die Partnerschaftsbeauftragte des Bezirks Schwaben.

Porträtfoto von Katharina Haberkorn, Partnerschaftsbeauftragte des Bezirks Schwaben — Seit dem Krieg hat sich die Zusammenarbeit verändert, sagt Katharina Haberkorn, die Partnerschaftsbeauftragte des Bezirks Schwaben. Foto: privat

Der Bezirk Schwaben und die Bukowina-Region – erzählen Sie uns kurz, wie diese Partnerschaft zustande kam?
Unsere Partnerregion Bukowina erstreckt sich über das ukrainische Gebiet Tscherniwzi und den rumänischen Kreis Suceava. Schon 1955 hat der Bezirkstag von Schwaben die Schirmherrschaft über die Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen, die sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verstärkt bei uns in Schwaben niederließen, übernommen. Seitdem läuft der Austausch zwischen den drei Partnerkommunen. Offiziell unterzeichneten sie 1997 einen Partnerschaftsvertrag.

Was sind die Schwerpunkte der Zusammenarbeit?
In den Anfängen lag der Fokus der Partnerschaftsarbeit im humanitären Bereich. Inzwischen hat sich dieser Ansatz, auch seit dem Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union, grundlegend gewandelt. Seitdem stehen die Hilfe zur Selbsthilfe und der Aufbau von Strukturen im Vordergrund. Zentrale Säule der Zusammenarbeit sind nun Kooperationen von Institutionen. Der Austausch findet viel im medizinischen Bereich statt: beispielsweise zwischen rumänischen und ukrainischen psychiatrischen Krankenhäusern und dem Kommunalunternehmen des Bezirks Schwaben, den Bezirkskliniken. Die Arbeit von Medizinern, Psychologen, Therapeuten und Pflegekräften auf allen Seiten wird dadurch bereichert. Aber auch auf anderen Ebenen finden Begegnungen statt. Unser Europabüro organisiert und unterstützt Studienreisen sowie Austauschmaßnahmen im Kultur- und Umweltbereich.

Mit welchen Unterstützungsanfragen kommt Ihre Partnerregion auf den Bezirk Schwaben zu?
Bereits seit Generationen arbeiten die Menschen in Schwaben und Bukowina zusammen. Seit 1955 bestehen informelle Kontakte zwischen den Regionen, die stetig weiter ausgebaut wurde. Das ist eine wichtige Basis für die Kooperation im medizinischen Bereich, denn die ist echte Vertrauenssache. Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Delegation aus Deutschland bei ihrem Besuch in ein Altenpflegeheim oder in die Psychiatrie geführt wird, das sind ja äußerst sensible Bereiche. Unsere Partner aus der Bukowina tun das und pflegen so einen regen Fachaustausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland. Ein andermal geht es darum, wie Gebäude barrierefrei ausgebaut werden können. Welches Material eignet sich? Welche Hilfsmittel gibt es?

Fünf Menschen verladen Krankenhausbetten in einen LKW. — Seit dem Krieg gibt es konkrete Anfragen nach Hilfsgütern, zum Beispiel nach Krankenhausbetten, die hier verladen werden. Foto: Serhij Lukanjuk

Hat sich die Zusammenarbeit seit dem Krieg verändert?
Ja, zum langfristigen und medizinisch geprägten Austausch zwischen den Institutionen sind aktuelle Anfragen hinzugekommen. Unsere Partner bitten uns um Krankenhausbetten, medizinisches Material, Generatoren und Taschenlampen. Im Jahr 2022 haben wir 16 Hilfstransporte mit etwa 120 Tonnen Material in die Ukraine geschickt.

Welche Deklarations- und Einfuhrbestimmungen müssen allgemein beziehungsweise bei medizinischen Gütern beachtet werden?
Es kommt ganz darauf an, was man einführen möchte. Kleidung und Lebensmittel gehen nahezu problemlos über die Grenze. Man meldet die Frachtliste am Werktag vorher beim ukrainischen Zoll an – und im besten Fall geht die Ladung einfach durch. Komplizierter ist es mit medizinischen Gütern und Medikamenten. Sie übersteigen oft Werte von 10.000 Euro und müssen über eine ausführliche Zollerklärung angemeldet werden. Man kann das alles selbst als Kommune machen. Mein Tipp ist aber: Wickeln Sie das über eine Spedition ab. Auch wenn die Speditionen aktuell keine Waren in die Ukraine fahren, sie kennen sich mit der Abwicklung aus. Für rund 50 Euro übernehmen die Speditionen die Zollanmeldung. Sie haben mit diesem Geschäft tagtäglich zu tun, da klappt die Deklaration schnell und unkompliziert.

Wie kann die Übergabe von Gütern organisiert werden, wenn Transporte nur bis an die ukrainische Grenze oder zu bestimmten Sammelpunkten gebracht werden können?
Aktuell fahren deutsche Speditionen nicht in die Ukraine; einerseits geht es um die Sicherheit der Mitarbeitenden, Wartezeiten an den Grenzen, aber auch um allgemeine Versicherungsfragen Wir schicken unsere Hilfsgüter dank der etablierten Kontakte in der Region über Rumänien. Der Bezirk Schwaben hat dort einen Partner vor Ort, dessen logistische Infrastruktur wir nutzen dürfen. Unsere LKW fahren zu einer Lagerhalle, die an der Grenze zur Ukraine liegt. Dort laden wir auf Fahrzeuge um, die unsere Partnerkommune Bukowina entsendet hat. Über den aktuellen Stand der Einfuhrbestimmungen informieren wir uns regelmäßig auf den Websites der deutschen Botschaft in Kiew und beim deutschen Zoll.

Interview: Daniela Ramsauer, Freie Journalistin

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