Im vergangenen Jahr haben Sie eine wissenschaftliche Tagung zum fairen Handel organisiert. Wie kam es dazu? Was waren Ihre Erkenntnisse?
Die Fachtagung ist aus der Kooperation zwischen dem Global South Studies Center (GSSC) der Uni Köln und Transfair e.V. entstanden. Die Idee hinter dem gemeinsamen Projekt war, die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Fairen Handel in der Wissenschaftslandschaft sichtbar zu machen und zu fördern. Die Tagung sollte auch zur Vernetzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im deutschsprachigen Raum beitragen. Denn obwohl es großen Bedarf an einer kritischen, wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Fairen Handels auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene gibt, mangelt es bisher an einer empirisch fundierten Wissensproduktion in der deutschsprachigen Forschung. Ein großer Erfolg der Kooperation ist, dass die Erkenntnisse der Fachtagung noch in diesem Jahr in einem Sammelband veröffentlicht werden, der beim OEKOM-Verlag erscheinen wird.
Welche Veränderungen in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung nehmen Sie an der Universität zu Köln wahr, seitdem das GSSC im Rahmen der Kampagne Fairtrade-Universities mit Transfair e.V. kooperiert?
Mit seinem Fokus auf globale Ungleichheit hat das GSSC in der Vergangenheit bereits mehrere eigene, öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen zu Fairtrade-nahen Themen wie Ausbeutung im internationalen Handel, Möglichkeiten und Grenzen der Zertifizierung sowie zu branchenspezifischen Herausforderungen des Fairen Handels und deren Lösungsansätze angeboten. Zusätzlich zu den Dynamiken, die durch die Auszeichnung der Uni Köln als Fairtrade-University in Gang gesetzt wurden, hat die wissenschaftliche Kooperation mit Transfair e.V. diesen Anspruch noch verstärkt und hat einige Kolleginnen und Kollegen aus Verwaltung und Lehrbetrieb angeregt, sich verstärkt dem Thema zu widmen. Ich glaube, wir sind auf einem vielversprechenden Weg das Themenfeld des Fairen Handels stärker in den Lehrplänen zu verankern. Nicht zuletzt hat auch die Umsetzung der gemeinsamen Veröffentlichung der Tagungsergebnisse die interdisziplinäre Kooperation an der Uni Köln zum Thema auf begrüßenswerte Weise vertieft. Für die Zukunft planen das GSSC und Transfair e.V. darüber hinaus noch weitere öffentlichkeitswirksame Formate. Was genau, bleibt aber eine Überraschung!
Fairer Handel und Hochschulen – was wünschen Sie sich?
Die Vernetzung von Wissenschaftlerinnen und Wisschenschaftlern, die im deutschsprachigen Raum zu Themenbereichen des Fairen Handels forschen, ist unerlässlich für eine fundierte, kritische Wissensproduktion. Die Geistes- und Sozialwissenschaften leisten dabei einen wichtigen Beitrag. Ich würde mir wünschen, dass eine zentrale Anlaufstelle, eine Art akademisches Kompetenznetzwerk Fairer Handel geschaffen und an der Uni Köln institutionalisiert wird. Hier könnten die vorhandenen Kompetenzen gebündelt, die akademische Vernetzung verstetigt und der Wissenstransfer in die breitere Öffentlichkeit langfristig sichergestellt werden. Obwohl wir schon viel geschafft haben, bleibt die Herausforderung also groß. Es geht ja letztlich darum, den öffentlichen Diskurs und politische Entscheidungen zum Fairen Handel wissenschaftlich zu begleiten. Da sollte es aus meiner Sicht nicht bei einer einzelnen Fachtagung bleiben. Vielmehr sollten die Potentiale einer Kooperation von Fair Handels-Engagierten mit der Universität erkannt und gefördert werden.