Claudia Brück lebt für den Fairen Handel. Seit 20 Jahren leistet sie als Pressesprecherin, Kommunikationsexpertin und seit 2015 als Vorstand bei TransFair e.V. Überzeugungsarbeit. Einiges hat sich in Deutschland seit den beruflichen Anfängen der Regionalwissenschaftlerin getan: Der Faire Handel gewinnt Marktanteile und Akzeptanz bei Verbraucherinnen und Verbrauchern - sogar in großen Lebensmitteldiscountern können wir Fairtrade-zertifizierte Produkte kaufen. Doch dies ist für Claudia Brück kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Denn die Lebensumstände der Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Kaffee- und Kakaoplantagen, auf den Blumenfarmen und in den Textilfabriken sind weiterhin in vielen Ländern der Welt geprägt von Armut und Abhängigkeit.
Zwei Wochen vor Beginn von „Fair begegnen – Fair gestalten“ haben wir uns mit Claudia Brück über den Erfolg des Fairen Handels in Deutschland, über die bedeutende Rolle der Kommunen und ihre Erwartungen an den Kongress unterhalten.
Warum ist es wichtig, dass Menschen in Deutschland sich für den fairen Handel engagieren?
Auch wenn die faire Handelsbewegung in den letzten Jahren viel erreicht hat, befindet sich der Faire Handel immer noch in einer Nische. Beispiel Kaffee: In Deutschland liegt der Anteil von fair gehandeltem Kaffee gerade mal bei knapp fünf Prozent. Die Situation der Kaffeebauern in Asien, Afrika und Lateinamerika ist nach wie vor brisant. Der Kaffeepreis ist im Keller. Viele Produzierende können von ihrem Einkommen nicht leben. Außerdem bedroht der Klimawandel ihre Anbauflächen. Die Folgen sind Flucht und Migration. Wie können wir solche Menschen besser als bisher unterstützen? Der faire Handel muss umfänglicher gedacht werden. In anderen EU-Ländern haben Unternehmen beispielsweise eine gesetzlich verankerte menschenrechtliche Sorgfaltspflicht. Sie werden für ihr Handeln zur Verantwortung gezogen. Dies fordern wir auch für Deutschland. Gesetze entstehen aber nur, wenn man sie einfordert. Deshalb ist es wichtig, dass Menschen sich dafür einsetzen und der fairen Sache eine Stimme geben.
Wie können sich Menschen engagieren?
Es gib viele Möglichkeiten. Die einfachste Form ist faire Produkte zu konsumieren und dafür im Freundes- und Bekanntenkreis oder im beruflichen Umfeld zu werben. Auch in der Firmen-Kantine kann Kaffee fair getrunken werden. Außerdem kann man sich an den vielen Fairtrade-Aktionen beteiligen und wer in einer Fairtrade-Town wohnt, kann die dortigen Aktivitäten unterstützen. Kommunales Engagement ist sehr wichtig – für uns einer der Schlüssel, um fairen Handel in der Gesellschaft zu verankern. Denn Kommunen sind wichtige Einkäufer: Von Fairtrade-Kaffee bis zu Berufskleidung mit fairer Baumwolle – die Mengen, die sie einkaufen, machen sie zu wichtigen Handelspartnern.
Was sind Ihre Erwartungen an den Kongress „Fair begegnen – Fair gestalten“?
Die Konferenz ist eine Mischung aus Familientreffen und Denkfabrik der fairen Handelsbewegung. Einerseits geht es darum, Erfahrungen auszutauschen, andererseits Ideen zu schmieden und neue Einblicke zu erhalten. Es werden auch Menschen aus dem globalen Süden vor Ort sein, die aus erster Hand von ihren Herausforderungen berichten. Natürlich werden auch politische Themen diskutiert – wie müssen wir uns neu aufstellen? Aber das Wichtigste: Die Menschen sollen ganz viel Motivation tanken, um mit neuen Ideen, Anregungen und Argumenten weiterhin den fairen Handel vorantreiben.