Michael Marwede ist als Abteilungsleiter in der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt seit vielen Jahren der Mann für Fragen rund um den Fairen Handel und die Faire Beschaffung. 2003 war er der Initiator des Wettbewerbs „Hauptstadt des Fairen Handels“, der seither alle zwei Jahre eine deutsche Kommune auszeichnet, die sich besonders innovativ und kreativ für den Fairen Handel stark macht. Mit großer Spannung warten wir auf die diesjährige Preisverleihung, die den Kongress „Fair begegnen – Fair gestalten“ am 18. September in Köln eröffnet. In weniger als einer Woche ist es so weit! Was sich für Michael Marwede seit Beginn des Hauptstadtwettbewerbs in den Kommunen getan hat, und warum er sich auf den Kongress der Ideen und Taten freut, verrät er uns im gemeinsamen Gespräch - dem letzten in unserer Interviewreihe.
Welche Hoffnungen haben Sie mit dem Wettbewerb Hauptstadt des Fairen Handels verbunden?
Als ich bei der Servicestelle 2002 begann, wussten wir zu den Inhalten, die wir „bespielen“ sollten wenig aus deutschen Kommunen. Und es gab nur wenig bekannt gewordene Ideen und Projekte. Mit dem Wettbewerb sollten die lokalen „Schätze“ gehoben werden, ohne eine aufwendige Umfrage oder Recherche machen zu müssen, für die wir - das nur nebenbei - damals gar kein Geld gehabt hätten. Erfüllt hat sich zusätzlich noch, dass wir bundesweit bekannter wurden als Einrichtung, und das in einer Wirkungsgröße, die meine Erwartungen übererfüllt haben.
Welche Hoffnungen haben sich noch erfüllt?
Gehofft hatte ich, gute Beispiele zu gewinnen, die es erleichtern, Kommunen zu Maßnahmenumsetzungen zu beraten. Das hat sich deutlich erfüllt. Und ergänzt noch darum, dass die Kommunen manchmal schneller waren, als es in der Marktlage erkennbar war. Beispielsweise wurden bereits vor Jahren in den Kommunen Beschlüsse zur Vermeidung ausbeuterischer Kinderarbeit gefasst. Inzwischen sind faire Beschaffungskriterien viel etablierter als wir zu hoffen gewagt haben. Viele Kommunen haben Produkte eingeführt, die die ILO-Kernarbeitsnormen komplett einhalten. Und sie erzählen und berichten davon. Das hat dazu geführt, dass Mitarbeitende stolz auf ihren Arbeitsplatz sind und mit Bewusstsein und Wertschätzung zum Beispiel ihre faire Dienstkleidung tragen.
Was sind Ihre Erwartungen an den Kongress „Fair begegnen – Fair gestalten“?
Ich erhoffe mir, dass daraus zwei Impulse gelingen: zum einen, sich als Gemeinschaft wahrzunehmen, mit doch recht vielen engagierten Akteuren auf einem richtigen und soliden Weg zu sein und zum anderen, mit einem Füllhorn an Möglichkeiten und Kontakten zurückzufahren und besonders stark motiviert zu sein, noch mutiger vor Ort zu sein!