In Saarbrücken wird Fairer Handel gelebt. Vom Kindergartenprojekt bis hin zu grenzüberschreitenden Kooperationen - die Hauptstadt des Saarlandes hat es geschafft, ihr Engagement auf ein breites Fundament zu stellen. Als erste von mittlerweile mehr als 600 deutschen Städten wurde Saarbrücken 2009 als Fairtrade-Town ausgezeichnet. Die Stadt gewann im Jahr 2015 den Titel „Hauptstadt des Fairen Handels“, richtete 2017 die International Fairtrade Towns Conference aus und stand 2018 auf der Shortlist des EU Cities for Fair and Ethical Trade Awards. Diese Anerkennungen würdigen die Eine-Welt-Arbeit eines starken und kooperierenden Netzwerks aus Initiativen und Vereinen, migrantischen Organisationen, der Stadtverwaltung, der Universität und der Handels- und Arbeitskammern.
In Vorbereitung auf unseren Kongress „Fair begegnen – Fair gestalten“ haben wir Christian Bersin, Leiter des Amts für Klima- und Umweltschutz in Saarbrücken, gefragt, was das Engagement für den Fairen Handel dort so besonders macht.
Auf welche Entwicklung im Bereich Fairer Handel und Faire Beschaffung sind Sie persönlich besonders stolz?
Die Auszeichnung als „Hauptstadt des Fairen Handels 2015“ hat uns in Saarbrücken mit großem Stolz erfüllt, weil damit das jahrelange Engagement zu dem Thema gewürdigt wurde. Persönlich stolz bin ich jedoch vor allem, dass wir uns darauf nicht ausgeruht haben, sondern die Aktivitäten mit dem Rückenwind der Auszeichnung noch weiter ausbauen konnten. So war unsere Stadt 2017 Gastgeberin der International Fairtrade Towns Conference. Wir haben den Masterplan Fairer Handel als Leuchtturmprojekt weiter vorangebracht und auf dieser Basis in den letzten Monaten zusammen mit dahinter Industrie- und Handelskammer (IHK), Handwerkskammer (HWK) und Arbeitskammer den Wettbewerb „FAIRnünftige Unternehmen“ durchgeführt, mit dem fair und nachhaltig engagierte Unternehmen ausgezeichnet wurden.
Was zeichnet die Fair-Handels Bewegung in Saarbrücken besonders aus?
Vor allem zwei Dinge: Erstens die enge und gute Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung und den zahlreichen engagierten Menschen, Vereinen, Schulen, Hochschulen, Unternehmen und Institutionen. Zum zweiten, das sich bei uns sehr viele Migrantinnen und Migranten engagieren und damit als Brückenbauer in den Süden fungieren und die Glaubwürdigkeit des Themas erhöhen. Das war vermutlich ein wichtiger Grund dafür, dass wir im letzten Jahr den Wettbewerb „Kommune bewegt Welt“ gewinnen konnten, als ein Beispiel zu Migration und Entwicklung bei dem wir mit Migrantenorganisationen und anderen Eine-Welt-Akteuren zusammengearbeitet haben und weiter zusammenarbeiten. Und wichtig ist in Saarbrücken natürlich auch, dass das Engagement den Beteiligten Spaß macht!
Mit welchen Argumenten würden Sie Kolleginnen und Kollegen aus Kommunen überzeugen, am Wettbewerb teilzunehmen?
Die Vorbereitung der Bewerbung schafft immer einen tollen Motivationsschub bei allen Akteurinnen und Akteuren und setzt auch viel Kreativität frei. Es kann durchaus Spaß bringen, die Welt ein wenig gerechter zu machen. Und letztlich ist auch das Preisgeld gerade in finanzschwachen Kommunen ein Anreiz am Wettbewerb teilzunehmen, weil mit dem Geld zukünftige Projekte finanziert werden können.