Aktuell verstärkt die Coronakrise soziale Missstände in vielen globalen Lieferketten. Die Experten des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) empfehlen in ihrer Kolumne, kurzfristig besonders betroffenen Ländern den Zugang zu Krediten zu erleichtern und Geldtransfers an bedürftige Bevölkerungsgruppen sicherzustellen.
Mittel- und langfristig müssten Unternehmen, deren Wertschöpfung auf globalen Lieferketten basiert, Verantwortung für die soziale Situation der Arbeiterinnen und Arbeiter übernehmen. Das Gegenteil war im Verlauf der Pandemie des Öfteren der Fall. Markenhersteller versuchten bereits produzierte Waren nicht mehr abzunehmen. Die Folge: Im Textilsektor kam es zu Massenentlassungen und Fabrikschließungen, die für Menschen ohne finanzielle Rücklagen existenzbedrohend sind. Vor diesem Hintergrund fordern die Autoren Dr. Maximilian Müngersdorff und Tim Stoffel Regierungen des Globalen Nordens dazu auf, durch kluge Anreize und Vorschriften zu einem verantwortlichen Handeln von Unternehmen beizutragen. Hierzu könnten die Instrumente einer nachhaltigen öffentlichen Beschaffung und die rechtliche Verankerung unternehmerischer Sorgfaltspflichten beitragen.
Öffentliche Einrichtungen in Deutschland und Europa sollten jetzt die Chance nutzen, und ihr Beschaffungswesen für die Zukunft krisenfest machen. Dies solle besonders im Hinblick auf sichere Versorgung, konkrete Anforderungen an Lieferketten in Ausschreibungen sowie einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Produktionsländern geschehen. Je stärker die gesundheitliche Krise unter Kontrolle gebracht wird, desto mehr seien laut der DIE-Autoren auch Regierungen aufgefordert, ihren Fokus anzupassen: Ein Wiedererstarken der Weltwirtschaft sollte mit mehr Verantwortung für faire Bedingungen entlang globaler Lieferketten einhergehen.