Zu den international definierten Grundsätzen des Fairen Handels gehört die Förderung der Gleichberechtigung von Frauen. Im Vorab-Interview zum Internationalen Frauentag am 8. März erklärt die Rellinger Gleichstellungsbeauftragte Dorathea Beckmann, wie sich ihre Gemeinde mit einem Frauen-Kleidermarkt für bessere Arbeitsbedingungen von Frauen in der Bekleidungsindustrie einsetzt.
Knapp die Hälfte der Weltbevölkerung ist weiblich. Frauen leisten den Großteil der erwerbs- und reproduktiven Arbeit und werden in vielen Bereichen strukturell benachteiligt. Sie bekommen für die gleiche Arbeit weniger Lohn als Männer und sind seltener in Führungspositionen vertreten. Gewalt an Frauen und Mädchen gehört zu den am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. Laut der Organisation FEMNET ist die Lage in Ländern wie Indien und Bangladesch dramatisch: Gewalt ist in den Fabriken bitterer Alltag. Textilarbeiterinnen sind Misshandlungen und Schlägen, sexueller Belästigung, Beschimpfungen und Drohungen ausgesetzt.
Um dem entgegenzutreten, fördert der Faire Handel die Gleichberechtigung von Frauen. Fair-Handels-Organisationen lehnen Geschlechterdiskriminierung ab und setzen sich aktiv für eine Gleichberechtigung der Geschlechter ein. Frauen bekommen einen gerechten Lohn für ihre Arbeit, werden in Entscheidungsprozesse einbezogen und bei der Entfaltung ihrer Potenziale gefördert.
Mit dem Ziel, die ungerechten Strukturen in der Kleiderproduktion aufzudecken, wurde der Kleidermarkt im Jahr 2002 ins Leben gerufen. Das Modell weicht ab von einem „normalen“ Frauen-Flohmarkt. Die Frauen, die ihre Kleidung für den Weiterverkauf hergeben, sehen dafür keinen Cent. Alle Einnahmen werden komplett gespendet an Organisationen, die sich für Frauenrechte einsetzen. Aktuell gehen die Erlöse an FEMNET e.V., die dafür sorgt, dass das Geld für menschenwürdige Arbeitsbedingungen von Textilarbeiterinnen in Indien und Bangladesch eingesetzt wird.
Inzwischen hat der Frauen-Kleidermarkt zum 17. Mal stattgefunden und ist ein großer Erfolg auf kommunaler Ebene. „Das Bewusstsein für ‚Saubere Kleidung‘, den Fairen Handel und Frauenrechte hat sich dank unseres Frau-Kleidermarkts deutlich verändert. Das Tragen von „Second-hand-Kleidung“ ist selbstverständlich geworden […] und das Bewusstsein für ungerechte Strukturen wächst stetig“, sagt die die Rellinger Gleichstellungsbeauftragten Dorathea Beckmann im Interview.
Mit dem Frauen-Kleidermarkt als Projekt hat sich ihre Kommune mehrfach beim SKEW-Wettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels“ beworben. Alle zwei Jahre ruft die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global Kommunen dazu auf, Aktivitäten und innovative Maßnahmen zur Stärkung des Fairen Handels einzureichen.