Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz verabschiedet. Nach den Jahren der Diktatur durch den Nationalsozialismus sollte es garantieren, dass sich ein solches Unheil in der neuen Bundesrepublik nicht wiederholen kann. Die Verankerung der Grundrechte schützt die Menschen vor staatlicher Willkür. Die Gewaltenteilung oder das Prinzip der Demokratie verhindern eine Machtkonzentration im Staat. Auch der Föderalismus ist im Grundgesetz verankert. Damit ist das Grundgesetz auch Grundlage allen kommunalen Handelns und Wirkens.
Die im Grundgesetz verankerten Prinzipien stellen für viele Menschen weltweit erstrebenswerte Grundsätze dar. Gerade in Diktaturen wie zum Beispiel in Syrien sind die Rechte des Einzelnen stark eingeschränkt und Menschenrechtsverletzungen keine Seltenheit. Viele Geflüchtete aus Syrien haben den Wunsch, dass auch in ihrem Herkunftsland zukünftig ein Rechtsstaat etabliert werden kann, der die Menschenrechte achtet, seinen Bürgerinnen und Bürgern Grundrechte zugesteht und in dem die Macht auf viele Schultern verteilt ist.
Wie das Grundgesetz in deutschen Kommunalverwaltungen gelebt und umgesetzt wird, erfuhren in den Jahren 2018 und 2019 25 syrische Geflüchtete. Im Rahmen der Initiative „Kommunales Know-how für Nahost“ hatten sieben Städte, Gemeinden und Landkreise – unterstützt von der SKEW – sechs- beziehungsweise zwölfmonatige Praktikumsplätze in ihren Verwaltungen angeboten. Die Gemeinde Beverstedt, die Städte Darmstadt, Krefeld und Maintal sowie die Landkreise Donau-Ries, Gießen und Hameln-Pyrmont setzten ihre neuen Kolleginnen und Kollegen in den Bereichen allgemeine Verwaltung, Demokratie, Soziales sowie Planen und Bauen ein. Auf diese Weise bekamen die Geflüchteten einen Einblick in kommunale Handlungsfelder, demokratische Strukturen und lokale Verwaltungsabläufe. Diese Erfahrungen helfen im Idealfall später beim Auf- und Ausbau von Kommunalstrukturen in Syrien.
Für den 23-jährigen Hane Moshmosh aus Damaskus beispielsweise war es ein Höhepunkt, dass er bei der Vorbereitung der bayerischen Bezirks- und Landtagswahl in 2018 mithelfen konnte. So erhielt er einen Einblick, wie demokratische Wahlen auf lokaler Ebene funktionieren. Außerdem konnte er an einer Bürgerversammlung teilnehmen, bei der es um den geplanten Bau eines Hallenbades ging. An einem konkreten Beispiel erfuhr er, wie Bürgerbeteiligung funktioniert. Dass er mit seiner Qualifikation „später einmal“ mithelfen könne, in seinem Heimatland funktionierende kommunale Strukturen aufzubauen, sei eine gute Perspektive – auch wenn der Zeitpunkt dafür aufgrund der politischen Lage in Syrien noch in weiter Ferne liegt.