Maintal liegt mitten im Herzen der Metropolregion Rhein-Main. Die Stadt mit ihren rund 40.000 Einwohnern steht für ein gesellschaftliches Klima, in dem viel in Bewegung ist. Maintal hat eine rege Zivilgesellschaft, die neue Herausforderungen schnell annimmt. Das galt in besonderer Weise, als im Jahr 2015 Geflüchtete aus Syrien und anderen Ländern des Nahen und Mittleren Ostens nach Maintal kamen. Der 2013 gegründete „Arbeitskreis Asyl“ übernahm kurzfristig die erste Betreuung der ankommenden Geflüchteten.
Im Rahmen der Initiative „Kommunales Know-how für Nahost“ ist Maintal eine von sieben Modellkommunen und stellt für 12 Monate zwei Praktikumsplätze für syrische Geflüchtete zur Verfügung.
„Ich finde es wichtig, die Kommune, in der ich lebe, kennenzulernen.“, antwortete die Syrerin Bayan Almarashli auf die Frage, warum sie sich beworben hat. Ihr syrisches Abitur wurde in Deutschland als Realschulabschluss anerkannt. Für den Syrer Ahmed Al Hamoud, der vor seiner Flucht bereits Jura studiert hat, kam das Angebot der Stadt Maintal gerade richtig. „Ich habe mich gleich beworben, weil ich gerne mit Gesetzestexten arbeite und wissen wollte, wie eine Kommune in Deutschland funktioniert.“
Zunächst war vieles neu für die beiden. Wie funktioniert kommunale Selbstverwaltung? Wie wird ein Haushaltsplan erstellt? Wie wird Demokratie auf lokaler Ebene gelebt? Bayan Almarashli und Ahmed Al Hamoud verbrachten zunächst acht Monate in der Hauptverwaltung, im Fachbereich Finanzen, Beteiligungen und Steuern, im Fachbereich Sicherheit und Ordnung sowie im Büro der Gremien. Für die verbleibenden vier Monate suchten sie sich selbst ein Arbeitsgebiet aus. Besonders beeindruckend war für sie, im Büro der Gremien zu erleben, wie Demokratie auf lokaler Ebene funktioniert, wie die Stadtverordnetenversammlung diskutiert, wofür die städtischen Gelder ausgeben werden. „Das gibt es in Syrien nicht.“
Beide wollen ihrer Heimat beim Wiederaufbau helfen, sobald es die politische Lage zulässt und ihr neu gewonnenes Wissen dabei einbringen. Sie sehen sich nun auch als Mittler zwischen den Kulturen. „Wir kennen jetzt beides, Deutschland und Syrien.“