Mit der Einleitung der Perestroika unter Gorbatschow ab Anfang 1986 wuchs das Potential für ost-westdeutsche Städtepartnerschaften. Den Anfang machten Eisenhüttenstadt und Saarlouis im Jahr 1986. 98 weitere Partnerschaften wurden bis zum Fall der Mauer und trotz strikter Stasi-Kontrolle „gelebt“, darunter Aachen und Naumburg, Bonn und Potsdam, Bremen und Rostock, Heilbronn und Frankfurt an der Oder sowie Mainz und Erfurt. Nach dem Fall der Mauer stieg deren Zahl sprunghaft auf über 850 in den Jahren 1990/91 an. Nach dem Ende der Reisebeschränkungen waren die jeweiligen Partnerstädte nicht selten erste Anlaufpunkte für Reisende aus Ost und West.
Funktionen und Zuständigkeiten einer Stadt in der DDR zur Regelung örtlicher Angelegenheiten waren relativ gering ausgeprägt. Eine Hoheit über kommunale Finanzen gab es nicht. Einrichtungen wie Kindergärten, Kulturhäuser, Berufsschulen und Feuerwehren befanden sich überwiegend in der Trägerschaft volkseigener Betriebe.
Nach den Wahlen im Mai 1990 halfen westdeutsche Kommunen den neugewählten kommunalen Repräsentanten im Osten mit finanzieller und logistischer Unterstützung - von verwaltungstechnischer Beratung und Wissenstransfer bis hin zu konkreten Baumaßnahmen. Westdeutsche Fachleute halfen einige Zeit direkt vor Ort, z.B. beim Aufbau des Gesundheitssektors. Durch diesen Austausch sind auch viele persönliche Freundschaften entstanden, die ebenfalls einen großen Anteil an der deutsch-deutschen Einheit hatten und haben.
Einige dieser Partnerschaften sind inzwischen wieder etwas eingeschlafen. Andere beruhen hingegen nun auf einer breiten gesellschaftlichen Basis. Die Pflege von Kontakten zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Schulen, Vereinen und öffentlichen Einrichtungen steht im Zentrum einer wechselseitigen Kooperation. Die Diskussionen innerhalb der Partnerschaften, z.B. über bürgernahe Kommunalpolitik, Stadtentwicklung, Architektur und Denkmalpflege oder Umwelt- und Verkehrspolitik, erweitern den Blick für beide Seiten und öffnen Wege zu neuen Projekten in Deutschland und weltweit.