Im schwedischen Malmö kamen vom 24. bis 26. September 2018 Beschaffungsverantwortliche aus so unterschiedlichen Kontexten wie Brasilien, Costa Rica, Argentinien, Mexiko, Schweden, Dänemark, den Niederlanden und Deutschland zusammen. Der Austausch war rege und inspirierend. Die brasilianische Metropole Rio de Janeiro beispielsweise bezieht vornehmlich Lebensmittel und andere Güter, die in Gebieten mit schwacher wirtschaftlicher Tätigkeit und niedrigen Einkommen produziert wurden (Favelas). Weiterhin wird in diesen Gebieten die Einführung einer Solidarwirtschaft unterstützt, im Zuge derer ein Teil der Verkaufserlöse aus der öffentlichen Beschaffung wieder zurück in die Unterstützung der lokalen Wirtschaft fließt, zum Beispiel zur Finanzierung von Mikrokrediten. Angeregt durch den Austausch mit europäischen Kommunen, erwog man nun erstmals die Idee, Produkte die nicht lokal produziert werden aus fairer Produktion in Nachbarländern zu beziehen.
Beeindruckend waren auch die Erfolge der Stadt Kopenhagen bei der Beschaffung nachhaltig produzierter Nahrungsmittel für öffentliche Einrichtungen. Durch strikte Kriterien und intensiven Austausch mit Marktakteuren erhöhte sich der Anteil ökologisch produzierter Lebensmittel im Einkauf signifikant, ohne dass dies die Kosten in die Höhe getrieben hätte. Die Umstellung im Einkauf war gekoppelt mit einer Umstellung des Speiseplans auf mehr Diversität an Obst und Gemüse, einen reduzierten Fleisch- und Fischkonsum sowie eine entsprechende Fortbildung der Köche. Aufgrund der Nachfrage stellten viele Agrarbetriebe im Umland auf biologische Landwirtschaft um, was das Potential der öffentlichen Beschaffung für die Nachhaltigkeitstransformation verdeutlicht.
Um mit Ausschreibungen Nachhaltigkeitsziele zu verwirklichen, muss man Bietern Raum für Kreativität lassen. Kopenhagen hat beispielsweise in den Ausschreibungsunterlagen statt einer bestimmten Liste von Apfelsorten eine Diversität von Äpfeln gefordert. Für funktionale anstelle produktbasierter Beschaffungsgrundsätze als Treiber für Nachhaltigkeit und Innovation sprach sich auf dem anschließenden wissenschaftlichen Workshop in Lund auch Prof. Charles Edquist aus. Es solle kein spezifisches Produkt, sondern vielmehr eine zu erfüllende Funktion und/oder ein zu lösendes Problem in den Ausschreibungsunterlagen beschrieben werden. Paula Trindade vom National Laboratory of Energy and Geology in Portugal stellte ihren Ansatz einer ‘Sustainable Public Procurement Toolbox’ vor. Dieses Instrument ist auch online nutzbar und unterstützt Kommunen dabei, Unterstützungsbedarfe bei der Implementierung nachhaltiger Beschaffungspraktiken zu identifizieren und umzusetzen.