Warum deutsche Kommunen nachhaltiger Beschaffung unbedingt einen höhere Priorität einzuräumen sollten, stand im Zentrum der sehr engagierten Podiumsdiskussion unter dem Titel „Faire Beschaffung im Kontext kommunaler Entwicklungspolitik und die Bedeutung nachhaltiger Lieferketten in Zeiten multipler Krisen” mit Cristina Fedato vom Think Tank Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP), mit Sylvia Hoyer, Abteilungsleiterin des Umwelt- und Naturschutzamts der Gastgeberstadt Erfurt, Tim Stoffel, Experte für nachhaltige Beschaffung und vergabepolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion Bonn sowie Dieter Overath von Fairtrade Deutschland e.V. Trotz unterschiedlicher Blickwinkel aus NGOs, Politik und Verwaltung waren sich die vier Diskutierenden auf der Bühne einig, dass das Thema in vielen deutschen Kommunen zwar angekommen sei, dass aber eine enorme Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit bestehe. Nach wie vor sähen sich Kommunen beim Thema „Faire Beschaffung” mit zu vielen Herausforderungen konfrontiert – von fehlendem Rückhalt durch die Politik auf kommunaler, aber auch auf Länder- und Bundesebene, über knappe personelle und finanzielle Ressourcen bis hin zu unübersichtlichen Verantwortlichkeitsstrukturen. Dieter Overath mahnte sichtlich ungeduldig an, das Tempo und die Verbindlichkeiten zu erhöhen, um endlich das Schneckentempo in deutschen Verwaltungen zu überwinden. Dazu brauche es eine neue Vergabekultur in Deutschland und mehr finanzielle Unterstützung durch den Bund (Tim Stoffel) wie auch mehr Kollaborationen zwischen Kommunen, Zivilgesellschaft und Unternehmen (Cristina Fedato). Sylvia Hoyer regte in ihrem Abschlussplädoyer an, Nachhaltigkeit zur kommunalen Pflichtaufgabe zu machen, da Freiwilligkeit nicht ausreiche.