Am zweiten Tag wurde in einer Podiumsdiskussion erörtert, wie die Zusammenarbeit mit Geflüchteten in der kommunalen Entwicklungspolitik gestaltet werden kann. Ahmed Mousssa von der Stadt Bad Waldsee und Jamal Rashou stellten vor, wie im Rahmen eines SKEW-Vernetzungsforums ein Begegnungsprozess stattfand, bei dem die Teilnehmenden in Themengruppen diskutierten und Ziele definierten. Séraphine Musabyimana begleitet als Miglobe-Beraterin einen ähnlichen Vernetzungsprozess in Köln und plädierte für eine schnelle breite Zusammenarbeit insbesondere von neueren und älteren Geflüchteten. Ob die sofortige Einbindung Geflüchteter in die entwicklungspolitische Arbeit sinnvoll sei, oder ob dies an den akuten Bedarfen vorbeigehe wurde kontrovers diskutiert. Deutlich wurde, dass am Anfang immer ein Kennenlernen und die Vertrauensbildung stehen.
Die zweite Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit der Qualifizierung von Geflüchteten in deutschen Kommunalverwaltungen mit dem Ziel, dass sich die Geflüchteten in der Folge am Wiederaufbau von Kommunen in ihrem Herkunftsland beteiligen können. Marion Lich stellte die Rückkehrhilfen der Stadt München vor, die Geflüchteten, die in ihr Herkunftsland zurückkehren möchten, individuell und bedarfsorientiert Unterstützung ermöglichen – beispielsweise durch Qualifizierung, Beratung und finanzieller Unterstützung des Umzugs. Gleichzeitig fördert die Stadt Projekte in den Herkunftsorten der rückkehrenden Geflüchteten. Danach zeigte Ekkehard Fauth, Bürgermeister von Aidlingen, wie zielgerichtet Geflüchtete gerade auch in kleineren Kommunen unterstützt werden können, wenn Pragmatismus und ein klares Statement der Stadtspitze das Handeln prägen. Salah Toma, Bürgermeister a.D. von Douma in Syrien, erinnerte aber auch an die Hürden. Er betonte die enorme Bedeutung eines schnellen Spracherwerbs und gab zu bedenken, dass bislang die Einbindung gerade älterer hoch qualifizierter Geflüchteter noch nicht gut funktioniert. Dabei wurde kontrovers diskutiert wie deutsche Kommunen und Unternehmen damit umgehen können, dass sie Menschen eventuell mit viel Aufwand qualifizieren, die kurze Zeit später in ihr Herkunftsland zurückkehren und nicht mehr zur Verfügung stehen.
In der Gruppenarbeitsphase diskutierten die Teilnehmenden, wie das Thema Flucht die Entwicklungspolitik auf kommunaler Ebene inspirieren und unterstützen kann. Sie setzten sich dabei auch mit den Rahmenbedingungen zur Selbstorganisation von Geflüchteten auseinander. Neben einer verstärkten Vernetzung wurden der Erfahrungsaustausch mit migrantischen Organisationen sowie mehr Öffentlichkeitsarbeit als förderlich erkannt.
Abschließend wurde mit dem Vortrag des Vereins Sisters – Frauen für Afrika eine Gender Perspektive für das Thema Migration und Entwicklung vorgetragen. Dies machte deutlich, dass es die besondere Ansprache und Unterstützung wie etwa Kinderbetreuung braucht, um Frauen mit Migrationsgeschichte stärker in entwicklungspolitische Prozesse einzubinden. Der Vortrag der drei Vereinsmitglieder zeigte, wie beeindruckend das Engagement von Migrantinnen in der Folge sein kann.