Damit sich die Gäste aus Deutschland selbst ein Bild machen und über persönliche Kontakte Näheres über die kommunalen Herausforderungen erfahren, wurden fünf Kommunen im Norden des Libanon und in der Bekaa-Ebene mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen, Bedarfen und Prioritäten besucht. Die Westallgäuer Delegation war in doppelter Hinsicht beeindruckt und auch emotional berührt: zum einen von den sehr herzlichen und gastfreundlichen Empfängen mit ausgedehnten Mittagessen, einer musikalischen Einlage vor dem Rathaus oder einer Freundschaftstorte, zum anderen von den Eindrücken in den Kommunen, die Betroffenheit und Erschütterung auslösten, wie etwa der Besuch der Flüchtlingssiedlungen.
Dass die hohe Zahl an Flüchtlingen neben dem enormen zivilgesellschaftlichem Engagement libanesischer Bürgerinnen und Bürger auch zu Spannungen innerhalb der Bevölkerung führt, deutete der Bürgermeister der einstmals 6.000-Einwohner-Gemeinde Ghazzeh an, wo mittlerweile 36.000 Menschen Zuflucht gefunden haben. Was dies für Mensch und Umwelt bedeutet, erfuhren die Westallgäuer Delegierten am Beispiel der Müllproblematik - der täglich anfallende Müll von 33 Tonnen landet dort direkt in der Landschaft. Wie wichtig ihnen die Umwelt sei, betonte der Gemeindechef von Ra`shine, die unter anderem Probleme mit dem Abwassersystem hat. Der Unterstützungsbedarf im Bereich des Abfallmanagementsystems zeigte sich auch beim Besuch der Müllsortieranlage in Al Minieh, wo derzeit nur 45 Prozent der Stoffe wiederverwertet werden und der Rest von den Deponien aus in die Gewässer gelangt. Auch im Bildungsbereich besteht großer Unterstützungsbedarf, werden doch nun die Kinder der geflüchteten Familien in den Schulen unterrichtet.
Die Westallgäuer Delegierten wollten jedoch nicht nur einen Eindruck gewinnen, sondern vieles auch in der Tiefe verstehen und so nutzten sie sowohl in großer Runde an Ratstischen als auch bei den Besichtigungen in den Kommunen jede Gelegenheit, um Fragen zu stellen nach geplanten Projekten, der Unterstützung des libanesischen Staates, der Transparenz der Gemeindepolitik, Zukunftsvisionen der Kommunalpolitiker und Masterplänen der Gemeinden. Den fachlichen Austausch nahmen beide Seiten als sehr konstruktiv und bereichernd wahr.