Zur ersten Podiumsdiskussion des Tages saßen Vertreter von deutschen und ukrainischen Spitzenverbänden auf dem Podium. Sie griffen das Thema der Konferenz „Solidarität, Wiederaufbau, Zukunftsperspektiven“ erneut auf und beleuchten die Rolle der Städte, Gemeinden und Landkreise als Schlüsselakteur*innen. Mit dabei waren Markus Lewe, Präsident des Deutschen Städtetags, Reinhard Sager, Präsident des Deutschen Landkreistags, Bernward Küper, Vize-Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Vitaliy Klitschko, Vorsitzender der Association of Ukrainian Cities, Oleksandr Korinnyj, Vorsitzender der Association of Amalgamated Territorial Communities, Mykhajlo Lawriw, Vize-Präsident der Ukrainian Association of Rayon and Oblast Councils sowie Jochen Flasbarth, Staatssekretär beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine haben die Kommunen schnell und flexibel viele wichtige Aufgaben übernommen – ukrainische Kommunen seien die Lokomotiven des Wiederaufbaus, so Oleksandr Korinnyj. Mit Blick auf die EU sagte er: „Ohne starke Kommunen wird die Ukraine kein starker Partner sein.“ Dafür müssten die Städte und Gemeinden aber auch die grundlegenden Mittel und Entscheidungsfreiräume im Sinne der kommunalen Selbstverwaltung bekommen. Vitaliy Klitschko ergänzte, dass der Wiederaufbau sich nicht nur auf die Instandsetzung der Infrastruktur beziehe, sondern dass beim Wiederaufbau an erster Stelle wichtige Reformen stünden. Er wünsche sich von den deutschen Partner*innen Vertrauen und langfristige Unterstützung bei den Reformvorhaben Kommunale Selbstverwaltung, Dezentralisierung und Korruptionsbekämpfung.
Georg Milbradt, Sonderbeauftragter für die Verwaltungsmodernisierung in der Ukraine, argumentierte in die gleiche Richtung. Er unterstrich mit eindringlichen Worten, dass der Wiederaufbau in der Ukraine und die Integration in die Europäische Union unbedingt ineinandergreifen müssten. Der Wiederaufbau sei neben allen technischen Aspekten vor allem ein politisch-struktureller Prozess. Zusammen mit dem Botschafter der Ukraine, S.E. Oleksii Makeiev, dem Berater im „Ukraine Dienst“ der EU Kommission in Brüssel, Georg Ziegler, sowie mit den Oberbürgermeister*innen von Sindelfingen und Köln, Bernd Vöhringer und Henriette Reker diskutierte er im Abschlusspanel über die Frage, was kommunale Partnerschaften für den Wiederaufbau und die europäische Integration leisten können. Die Zahl der Partnerschaften müsse noch größer werden, waren sich die Panelist*innen einig. Botschafter Makeiev wünschte sich ein ganzes Geflecht aus Partnerschaften in Europa. Die deutsch-ukrainischen Städtepartnerschaften könnten noch weitere Brücken in andere europäische Kommunen schlagen. Auch auf Ebene der Regionen müsste es noch mehr Kooperationen geben. Außerdem seien dringend neue Unternehmensansiedlungen in der Ukraine nötig – dafür könnten deutsche und ukrainische Firmen Unternehmenspartnerschaften begründen.