Wie kommt es, dass Frickingen in der kommunalen Entwicklungspolitik aktiv ist?
Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Kommune schon seit den 80ern auf dem Tisch. Seit damals wird der nachwachsende Rohstoff Holz an vielen Stellen in der Gemeinde als Baustoff und Energieträger eingesetzt. Zum Beispiel unsere Sport- und Veranstaltungshalle wurde in Holzbauweise errichtet. Frickingen ist ein Obst-Anbaugebiet mit viel Sonne, da bietet es sich an, auf Solarenergie und Photovoltaik zu setzen. Des Weiteren gibt es den Frickinger Apfel-Lauf, eine Laufveranstaltung, bei der Teilnehmende und Sponsoren Projekte der Entwicklungszusammenarbeit untersützen. Beim Stadtradeln spenden die Radfahrenden für jeden gefahrenen Kilometer einen Fixbetrag an die Organisation „EinDollarBrille“, die Menschen in Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens mit Sehtests und Brillen hilft. Vorträge über Nachhaltigkeit waren in Frickingen immer gut besucht. All diese Beispiele zeigen: Wir nähern uns seit Langem der Agenda 2030 und ihren 17 Zielen an. Der Schritt, dass wir unser Engagement ausweiten auf die kommunale Entwicklungspolitik, war also folgerichtig. In 2021 und 2022 füllten wir die Agenda offiziell mit Leben und nutzen sie als Wegweiser für nachhaltiges Handeln. Meine Stelle als Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik wurde deshalb ins Leben gerufen.
Wie haben Sie den Einstieg gestaltet?
Mit 3.200 Einwohnenden ist Frickingen die kleinste Gemeinde, die die SKEW mit einer Personalstelle zur Koordination und Umsetzung entwicklungspolitischen Engagements fördert. Zum Start haben wir uns genau überlegt, worauf wir den Fokus legen: Wir wollten eine kommunale Nachhaltigkeitsstrategie ausarbeiten und umsetzen. Vor Erstellung der Strategie und zum Einstieg in meinen Job habe ich mir einen Überblick verschafft. Das Ergebnis meiner Bestandsaufnahme: In den Bereichen erneuerbare Energien, Klimaschutz und Klimafolgenanpassung ist in Frickingen schon sehr viel passiert. Die globale Verantwortung hingegen stand weniger im Fokus.
Wie ist es gelungen, ein stärkeres Bewusstsein für diese globale Verantwortung zu schaffen?
Frickingen ist eine kleine, landwirtschaftlich geprägte Gemeinde. Auf den ersten Blick haben wir wenig Bezug zu internationalen Themen. Was natürlich nicht stimmt, aber die Zusammenhänge liegen eben nicht auf der Hand. Wir nähern uns der Sache aber an, wenn wir unseren Fokus ändern. Statt zu fragen „Wie wirkt sich unser Engagement auf uns hier und die folgenden Generationen aus?“ sind wir weiter gegangen und wollen nun wissen „Wie wirkt sich unser Verhalten auf den Rest der Welt aus?“