Ein weiteres Beispiel für die Partnerschaftsarbeit in politisch sensiblen Kontexten ist die Kooperation zwischen Augsburg und Ar Ramta in Jordanien, die seit 2021 besteht. Laut Jakob Bihlmayer, Mitarbeiter des Europabüros der Stadt Augsburg, war bei der Suche nach einer geeigneten Partnerkommune die politische Stabilität von besonderer Bedeutung. Er betont zudem, dass laut Amnesty International „keine gravierenden Menschenrechtsverletzungen auf der Tagesordnung standen“, was ihnen wichtiger als demokratische Mindestqualitäten gewesen sei.
Die Herausforderungen begannen allerdings bereits bei der Informationsbeschaffung zu den Gegebenheiten vor Ort, mitunter auch aufgrund fehlender Kapazitäten in der Augsburger Kommunalverwaltung. Beispielsweise war nicht bekannt, dass der Bürgermeister nicht gewählt, sondern vom Ministerium eingesetzt wurde. Das Ministerium hat die Befugnis, Bürgermeister*innen einzusetzen, falls die lokal gewählten nicht den Vorstellungen entsprechen. Trotz dieser und anderer Hürden gelang ein erfolgreicher Start eines Abfallwirtschaftsprojekts.
Durch die Einbindung des Ministeriums und die aktive Teilnahme seiner Vertreter*innen an Besprechungen und einer Delegationsreise nach Augsburg konnten zentralstaatliche Genehmigungsprozesse erfolgreich bewerkstelligt werden. Auch die Beteiligung zivilgesellschaftlicher Akteursgruppen nennt Jakob Bihlmayer als wichtigen Baustein in der Kooperation.
Die Bedeutung der kommunalen Partnerschaftsarbeit in politisch sensiblen Kontexten fasst Bihlmayer so zusammen: „Partnerschaften fungieren als ein Third-Track-Kommunikationskanal: Wir können den Dialog auch in autokratisch regierten Ländern und unter herausfordernden Bedingungen offenhalten und im Rahmen unserer Möglichkeiten auf lokalpolitische Verbesserungen hinwirken.“