Beim Workshop wurde über einzelne Punkte des Paktes und ihre Bedeutung diskutiert. Zum Beispiel über Punkt 6 „Perspektiven von Menschen mit Migrationsbiographie oder Fluchterfahrung systematisch berücksichtigen“. Können Sie das näher ausführen?
Im Workshop haben wir mittels eines Mentimeters, einem digitalen Programm zur Meinungserfassung, abgestimmt, welche Priorität die einzelnen Punkte im Pakt erhalten sollen. Der eben erwähnte Punkt zum Thema Migration ist dabei recht weit hinten in der Liste zurückgefallen. Das hat mich überrascht. Ehe ich zur Buko bin, habe ich auch entwicklungspolitische Akteure in Mannheim gefragt, welche Belange in die Konferenz eingebracht werden sollen. Hier wurde ausdrücklich der Wunsch geäußert, Menschen mit Migrationsbiografie und Fluchterfahrung stärker in die kommunale Entwicklungspolitik einzubinden. Für Mannheim ist das ein wichtiges Thema. Hier beträgt die Quote der Menschen unter 16 Jahren mit Migrationshintergrund über 60 Prozent – also über die Hälfte der Menschen, die hier leben. Das Thema Zusammenleben in Vielfalt ist in unserer Stadt eine politische Priorität. Das wirkt sich somit auch auf die kommunale Entwicklungspolitik aus. Deshalb war mir der Punkt im Pakt und bei der Buko sehr wichtig. Ich bin froh, dass es uns im Workshop und durch Rückmeldung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gelungen ist, diesen wichtigen Aspekt im „Bonn-Pakt Agenda 2030 kommunal“ aufzugreifen.
Nach dem Workshop haben Sie versprochen, das ausgearbeitete Dokument am nächsten Tag vorzulegen. Hatten Sie bis dahin eine stressige Zeit?
Es war auf jeden Fall nicht langweilig! Bis abends habe ich noch Veranstaltungen der Bundeskonferenz besucht. Im Anschluss hatte ich mich mit Dr. Stefan Wilhelmy und Denise Navitainuck, Projektleiterin für strategische Bereichsprozesse bei der SKEW zu einer Redaktionssitzung verabredet. Da ging es dann um die Textarbeit. Wir sind nochmals Satz für Satz durchgegangen, bis alles fertig war. Die gemeinsame Arbeit hat viel Spaß gemacht.
Das Dokument ist nun ausformuliert und veröffentlicht. Was empfinden Sie?
Ich bin sehr froh, dass uns ein gutes und aussagekräftiges Papier gelungen ist. Es enthält konkrete Vorschläge, die man umsetzen kann und keine Allgemeinplätze. Und das Papier erscheint in einer wichtigen politischen Phase: Es wird bald eine neue Bundesregierung geben und eine neue Spitze im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Welche Wirkung kann der „Bonn-Pakt Agenda 2030 kommunal“ haben?
Im Idealfall wird unser Dokument der zuständigen Ministerin oder dem zuständigen Minister der künftigen Bundesregierung beim ersten Briefing zum Thema „Kommunen in der Entwicklungspolitik“ vorgelegt. Natürlich muss der Pakt auch für alle anderen Interessierten veröffentlicht werden. Ich hoffe auch, dass das BMZ das Papier bei den derzeit laufenden Strategieprozessen berücksichtigt. Wenn es gut läuft, wird es in Zukunft auch neue Programme und Maßnahmen für die Kommunen geben, die sich aus diesem Pakt ableiten.