Starke Stimme auf der 16. Buko: Impulsgeberin Dr. Auma Obama

Frau Obama, der Name Ihrer Stiftung lautet Sauti Kuu – Starke Stimmen. Welche Stimmen sollten unbedingt deutlicher gehört werden und was möchten Sie mit Ihrem Engagement bewirken? Was ist Ihre Vision?

Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 25 Jahre. Wir wollen sie dazu befähigen, ihre Zukunftsperspektiven zu verbessern, in dem sie und ihre Familien die natürlichen und sozialen Ressourcen nutzen, die sie vor Ort haben. Es sind also die Stimmen der Kinder und Jugendlichen, die gehört werden müssen. Meine Vision ist, dass Kinder von Anfang an mitbeteiligt werden an den Entscheidungen, die sie betreffen. Deswegen heißt es Starke Stimmen. Wir wollen, dass Kinder lernen, ihre Stimme zu nutzen und ein Selbstbewusstsein zu entwickeln. So lernen sie aus dem eigenen Potential zu schöpfen und ihr Leben selbst aktiv zu gestalten. Selbstbewusste Kinder entwickeln eine eigene Expertise. Davon profitieren ihre Familien und unsere Gesellschaft. Das ist unsere Vision.

Wie sehen Ihre Projekte in der Praxis aus?

Unser Motto für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen lautet „You are your future – opportunities unlimited. Use what you have to get what you need“. Das heißt, du selber bist deine Zukunft, und es gibt viele Chancen und Möglichkeiten, sie selber zu gestalten. Eins unserer wichtigsten Projekte dreht sich um das Thema Ernährung und heißt „Grow to eat“. Hier arbeiten wir mit Kindern und ihren Eltern und leiten sie an, kleine Küchengärten anzulegen, in denen sie Gemüse, Obst und Getreide selber anbauen. Diese Küchengärten sollen zuallererst die eigene gute Ernährung sichern. Die meisten Familien bauen aber mehr an, als sie selbst benötigen. Das, was sie übrig haben, können sie auf dem Markt verkaufen und so ein kleines Einkommen generieren.

Um die Kinder dazu zu befähigen, ihren eigenen Weg zu finden, bieten wir unsere sogenannten Retreats an. Hier liegt der Fokus auf der Persönlichkeitsentwicklung durch Spiel, Sport und kreative, aber auch traditionelle Aktivitäten – gleichzeitig sollen die Retreats aber auch eine angstfreie und sichere Umgebung bieten. Wir wollen den Kindern und Jugendlichen mitgeben, was es heißt, Teil eines Teams zu sein und für sich selbst und andere Verantwortung zu übernehmen. Ganz wichtig ist uns, dass die jungen Menschen das Selbstbewusstsein erlangen, ihre starken Stimmen auch wirklich zu nutzen – in Debatten und mit guter Rhetorik. In unseren Open Mics (Offene Bühnen) erlernen sie spielerisch, vor einem Publikum zu reden und sich dabei gut auszudrücken. Das ist eine Fähigkeit, die sie ihr ganzes Leben lang nutzen können.

Im Oktober findet die 16. Bundeskonferenz der kommunalen Entwicklungspolitik statt, die unsere Servicestelle Kommunen in der einen Welt organisiert. Wir freuen uns sehr, dass Sie als Impulsgeberin mit dabei sind. Warum ist es Ihnen wichtig, vor einem kommunalen Publikum zu sprechen? Spielen Kommunen für Ihre Stiftung auch eine besondere Rolle?

Wir arbeiten viel mit den Kommunen zusammen, um unsere Zielgruppe – die Kinder – zu erreichen und sind dabei auch auf lokale Infrastrukturen angewiesen. Kommunen spielen eine sehr wichtige Rolle, weil die lokale Regierungsebene sehr nah an den Menschen dran ist und ihre Bedürfnisse kennt. Nationale und regionale Regierungsebenen legen Programme auf, die die Verbesserung der Lebensumstände der Menschen zum Ziel haben, aber diese Programme entfalten erst dann eine Wirkung, wenn sie auch erfolgreich umgesetzt werden. Diese Implementierung geschieht meist auf der kommunalen Ebene. Gleichzeitig sorgen die Kommunen dafür, dass die Menschen vor Ort an Entscheidungen und Planungen beteiligt werden und so von den Regierungsprogrammen profitieren können. Als Stiftung und Entwicklungsorganisation haben wir ähnliche Ziele wie die Kommunen. Wir haben das Wohl der Menschen im Blick.

Haben Sie noch einen Wunsch für die Buko?

Ich freue mich, dabei zu sein und hoffe, dass mein Impulsvortrag eine Inspiration dafür sein kann, wie Kommunen globale Verantwortung übernehmen können. Ich bin mir sicher, dass der Austausch für uns alle sehr wertvoll sein wird.