Armin von Schiller vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und Andreas Grau, Projektmanager Demokratie und Zusammenhalt der Bertelsmann Stiftung, sprachen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt aus wissenschaftlicher Perspektive. Für das DIE basiert Gesellschaftlicher Zusammenhalt auf den Eckpfeilern Vertrauen, Identität und gemeinwohlorientierte Kooperation. Eine wertorientierte Entwicklungszusammenarbeit verstehe den gesellschaftlichen Zusammenhalt als Kompass, als übergeordnetes Ziel entwicklungspolitischen Handelns. Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist eine gemeinsame Herausforderung für den Globalen Süden und den Globalen Norden, aber die Strategien für dessen Förderung und Schutz seien sehr unterschiedlich. „Wir wissen sehr wenig darüber, was wirkt und warum“, so von Schiller, „deshalb mein Aufruf: Lassen Sie uns frei darüber nachdenken, was man versuchen und wie man danach wissen kann, was gewirkt hat und was nicht“.
Andreas Grau verwies auf die Bedeutung von gesellschaftlichem Zusammenhalt in einer Zeit des raschen, umfassenden und fundamentalen gesellschaftlichen Wandels und griff dabei vier sogenannte Megatrends heraus: Digitalisierung, demografischer Wandel, Globalisierung und soziale Ungleichheit. Um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu definieren, stellte er ein komplexes Modell vor: Es basiert auf den drei Bereichen Verbundenheit mit dem Gemeinwesen, hohe Gemeinwohlorientierung sowie soziale Beziehungen und Netzwerke. Grau beschäftigte sich auch mit der Frage, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt gestärkt werden kann. Mögliche Antworten sind: Orte der Begegnung schaffen, Dialog und Kontakt fördern, bürgerschaftliches Engagement unterstützen, transparent informieren sowie Beteiligung und Teilhabe verbessern.