Wie kam es zu der Klimapartnerschaft mit Tunuyán?
Patrick Kunkel: Für mich ist die Agenda 2030, der Rahmen, in dem wir uns politisch in den nächsten Jahren bewegen müssen. Ich habe versucht, in den letzten Jahren die Stadtentwicklung und die Stadtpolitik auf diese Nachhaltigkeitsziele einzuschwören, auch mit dem Bewusstsein, dass wir eine Welt sind. Wir sind als kommunale Selbstverwaltung für die Daseinsvorsorge verantwortlich, aber wir sehen soziale Ungleichheiten, die auch durch den Klimawandel hervorgerufen werden. Der Verlust der Artenvielfalt hat eine globale Dimension.
Wir sehen, dass es Kommunen gibt in der Welt, die weit entfernt von uns liegen, aber genau die gleichen Probleme haben. Tunuyán ist eine argentinische Kommune in der Weinbau-Region Mendoza, die ganz ähnliche Herausforderungen hat wie wir, nämlich eine zunehmende Trockenheit und die Sicherstellung der Wasserversorgung. Der Erfahrungsaustausch, wie wir mit diesem Problem umgehen, ist für uns und für die kleine Region Rheingau immens wichtig.
Wie muss ich mir jetzt die Zusammenarbeit mit Tunuyán vorstellen?
Patrick Kunkel: Wir sind wegen Corona leider noch ziemlich am Anfang der Kooperation. Dank der Unterstützung der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt haben wir über das Programm Connective Cities Ende 2021 eine erste große virtuelle Veranstaltung durchgeführt, an der circa 30 Teilnehmende auf beiden Seiten aus unterschiedlichen Organisationen und Institutionen mitdiskutieren: Fachleute aus den beiden Kommunen, aus der Wissenschaft, aus der Wasserwirtschaft, aber auch Meteorologen. Es gibt eine Kooperation der Hochschule Geisenheim hier im Rheingau mit der Universität in Mendoza, die ein zentrales Element in der Kooperation unserer Städte sein wird.
Wir haben jetzt hier vor Ort ein Projekt „Klianet“ die letzten drei Jahre aufgebaut. Als Stadt Eltville arbeiten wir mit der Hochschule Geisenheim und dem Wuppertal Institut zusammen, um die Herausforderungen des Klimawandels in den Weinbau-Landschaften zu analysieren und denen auch zu begegnen.
Tunuyán gemeinsam mit der Hochschule Mendoza macht das ähnlich. Das ist paralleles Vorarbeiten und ganz spannend.
Was war für Sie bislang der schönste Moment in der Zusammenarbeit?
Patrick Kunkel: Der schönste Moment steht wahrscheinlich bald bevor. Im November 2022 haben wir ein erstes Live-Treffen, ein Auftakt-Workshop zum Programm „Kommunale Klimapartnerschaften“ in Essen, bei dem wir uns mit anderen kommunalen Fachleuten aus Deutschland und weltweit vernetzen. An dem Wochenende darauf haben wir die Vertreterinnen und Vertreter aus Tunuyán hier in den Rheingau eingeladen. Dann sehen wir uns persönlich, geben uns die Hand und gucken uns in die Augen. Das bereiten wir jetzt vor. Da bin ich mal gespannt, wie das wird, wenn wir gemeinsam auf den Testfeldern im Weinberg stehen oder die Hochschule besuchen.
Angedacht ist natürlich auch ein Gegenbesuch von uns in Argentinien.
Die Weinbaulandschaft ist das Gesicht der Region. Dies zieht auch viele Touristinnen und Touristen an. Es hängt halt sehr viel mehr an der Weinwirtschaft als nur der Wein in der Flasche. Und das ist in Argentinien ganz genauso.