Gute Beispiele aus Kommunen: Gelungene SDG-Kommunikation in der Praxis

Wie lässt sich ein nachhaltiger Lebensstil und somit der individuelle Beitrag bei der Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 realisieren? Wie kann die praktische Umsetzung gelingen? In Ingelheim am Rhein wurde hierzu der nachhaltige Online-Stadtplan „MappING” entwickelt. Dieser bietet Verbraucherinnen und Verbrauchern der Kommune Orientierung im Konsumdschungel und einen Überblick über relevante Anlaufstellen rund um nachhaltiges Leben und Konsumieren in Ingelheim.

Der sich ständig erweiternde Stadtplan deckt dabei eine große Bandbreite der Sustainable Development Goals, der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele, ab und beantwortet eine Vielzahl an Fragen:

• Wo gibt es nachhaltige oder fair gehandelte Produkte? (SDGs 8 und 12)
• Wo finde ich Wochenmärkte sowie faire und vegane Bio-Angebote im Einzelhandel und in der Gastronomie? (SDGs 3, 12 und 13)
• Wo können Dinge getauscht, geteilt, repariert oder wo kann unverpackt eingekauft werden? (SDGs 12 und 13)
• Wo können Inklusionsbetriebe unterstützt werden? (SDG 10)
• Wo kann man sich in einem Gemeinschaftsgarten engagieren? (SDG 15)

Darüber hinaus bietet der Stadtplan weiterführende Informationen zur Agenda 2030 und macht auf Orte aufmerksam, an denen sich Bürgerinnen und Bürger in nachhaltigen Projekten engagieren und informieren können.

Nicht zuletzt ist MappING also ein echtes – lebendiges und sich ständig weiterentwickelndes – Ingelheimer Gemeinschaftsprojekt: der Verein Nachhaltiges Ingelheim, die Fairtrade-Town-Initiative, eine der Fairtrade Schools der Stadt sowie die Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik bei der Stadtverwaltung Ingelheim zogen bei der Realisierung an einem Strang – und jetzt wächst das Angebot von alleine. Alle Ingelheimer Bürgerinnen und Bürger sowie Dienstleistende tragen mit neuen Vorschlägen zur Erweiterung des Online-Stadtplans MappING bei.

Wie gelingt es, globale Nachhaltigkeitsthemen in die lokale Wirtschaft zu tragen und diese für die Relevanz der Sustainable Development Goals zu sensibilisieren? Die Stadt Saarbrücken hat auf diese Frage mit der Einführung des Wettbewerbs „FAIRnünftiges Unternehmen“ eine Antwort gefunden. In diesem werden Saarbrücker Betriebe und Unternehmen ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise für den fairen Handel, für Sozial- und Umweltthemen, nachhaltige Digitalisierung und lokales Engagement engagieren.

Besonders beim Thema „Fairer Handel“ kann die Landeshauptstadt dabei auf langjährige Erfahrungen zurückblicken. Saarbrücken wurde 2009 zur ersten Fairtrade Town in Deutschland und 2015 zur „Hauptstadt des Fairen Handels” im Wettbewerb der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt gekürt. 2021 folgte der Sonderpreis im Wettbewerb für ihre Fairtrade-Partnerschaft mit Marcala in Honduras. Begleitet wurden diese Aktivitäten der Stadt durch das Förderprojekt „Koordination kommunaler Entwicklungspolitik“, in dem die Erarbeitung des „Masterplan Fairer Handel 20-Jetzt“ zusammen mit zahlreichen Akteuren aus der Zivilgesellschaft initiiert wurde, um den fairen Handel in der Stadt voranzutreiben.

Der 2022 zum zweiten Mal mit mehreren Kooperationspartnern durchgeführte Wettbewerb wird in mehreren Kategorien durchgeführt, um auch Newcomern den Einstieg zu erleichtern. Nach der Bewerbungsphase entscheidet eine Jury über die Preisträgerinnen und Preisträger des Wettbewerbs und gibt diese in einer öffentlichen Auszeichnungszeremonie bekannt.

Insgesamt eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: die Stadt trägt das Thema „Fairer Handel“, soziale und Umweltaspekte in die Bürgerschaft und die teilnehmenden Unternehmen profitieren durch eine gesteigerte öffentliche Wahrnehmung, durch den Austausch bei Netzwerktreffen sowie durch neu erworbenes Fach- und Praxiswissen in parallel angebotenen Workshops.

Kinder und Jugendliche spielen bei der erfolgreichen Umsetzung der Agenda 2030 eine zentrale Rolle. Sie als Entscheidungstragende von morgen aktiv in politische Entscheidungsprozesse einzubinden, ist das Anliegen der beiden Partnerkommunen Pfaffenhofen an der Ilm und Turrialba in Costa Rica.

Zwar gäbe es Projekte zum „Globalen Lernen“ im Bereich der Jugendarbeit, diesen fehle allerdings häufig die interkulturelle und globale Dimension. Schüleraustausche fänden in der Regel nicht mit Ländern des Globalen Südens statt und der Bekanntheitsgrad der Agenda 2030 unter jungen Menschen ist eher gering, so die Projektpartner. An diesem Punkt setzen die beiden Partnerkommunen an: über einen für den Herbst geplanten Online-Austausch der beiden Jugendparlamente sollen die SDGs bekannt gemacht und Jugendliche sensibilisiert werden.

Mit diesem Wissen ausgestattet, sollen dann der Blick in die eigene Kommune gerichtet und Projektideen entwickelt werden, wie sich Jugendliche aktiv an der Umsetzung zur Agenda 2030 beteiligen können. Die Leitfrage hierbei: Mit welchen SDGs können und wollen wir beginnen, um unser Leben oder das unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger in Pfaffenhofen und Turrialba zu verbessern? Insgesamt ist das Projekt also dreistufig angelegt: Informieren, Identifizieren und Umsetzen von Projektideen in Zusammenarbeit mit den Verwaltungen.

Zentraler Kooperationspartner des Projekts „Online-Austausch der Jugendparlamente“ ist die Fundación Turrialba Sostenible. Die Stiftung aus Turrialba hat bereits Erfahrung in der Arbeit mit jungen Menschen zur Förderung der Nachhaltigkeit und mit der Stadtverwaltung Turrialba bereits gemeinsame Projekte umgesetzt.

Mit der Unterzeichnung der Musterresolution zur Agenda 2030 bekennt sich die Gemeinde Nuthe-Urstromtal zur gemeinsamen Verantwortung des Nordens und Südens für mehr Gerechtigkeit in der Einen Welt. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten verpflichtet sich die Kommune somit, entsprechende Maßnahmen zur Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs) vor Ort zu ergreifen. Um diese systematisch im Verwaltungsalltag zu verankern, arbeitet die Kommune an der Erstellung einer kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie.

Auf diesem Weg sollen möglichst viele Bürgerinnen und Bürger eingebunden werden. Die Kommune hat daher eine extern moderierte Workshopreihe ins Leben gerufen, in der Ideen und Anliegen aus der Bürgerschaft zur Umsetzung der SDGs vor Ort abgefragt werden. Diese fand im Rahmen der Erstellung des Gemeindeentwicklungskonzeptes statt, um die Verzahnung mit der kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie sicherzustellen. Im Juni 2022 wurden dann eine Bürgerbefragung in Form einer Ideenkonferenz in Präsenz und im Anschluss eine Onlinebefragung durchgeführt. Grundlage der Befragung waren die Themenfelder Geografie und Bevölkerung, Bauen und Wohnen, Bildung und soziale Infrastruktur, Mobilität und technische Infrastruktur, Wirtschaft und Arbeit.

Die Ergebnisse werden anschließend diskutiert, bewertet und dokumentiert und finden Eingang in die kommunale Nachhaltigkeitsstrategie der Gemeinde. Kurzfristig umsetzbare und priorisierte Maßnahmen des Bürgerdialogs sollen von der Gemeindeverwaltung mit Unterstützung des Nachhaltigkeitsausschusses und des Koordinators kommunaler Entwicklungspolitik möglichst zeitnah verwirklicht werden.

Im Landkreis Reutlingen können im Rahmen einer Geocaching-Tour die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) auf spielerische und niederschwellige Weise entdeckt werden. Ausgestattet mit einem Smartphone und mithilfe von Koordinaten geht es auf Schatzsuche quer durch den Landkreis. Jedes der 17 „GeoTürle“, wie die Initiatorinnen die Geocaches getauft haben, beinhaltet ein Rätsel oder Spiel, das sich thematisch mit den Inhalten des jeweiligen SDGs befasst. Außerdem geben die GeoTürle Informationen zum SDG und stellen einen lokalen Bezug zum jeweiligen Standort her. Ist das Rätsel oder die mitunter auch schweißtreibende Aufgabe gelöst, können sich die erfolgreichen Schatzsuchenden im Logbuch verewigen. Die mit zwei Nachhaltigkeitspreisen ausgezeichneten GeoTürle verbinden originellen Rätselspaß und spannendes Naturerlebnis mit leicht zugänglicher Wissensvermittlung zu den SDGs.

Das zentrale Ziel der GeoTürle ist es, ein breites Publikum im Landkreis Reutlingen und darüber hinaus auf unterhaltsame und kreative Weise für die SDGs zu sensibilisieren. Gleichzeitig bietet es für Schulklassen ein interessantes außerschulisches Angebot, um Kinder und Jugendliche für die Beschäftigung mit Nachhaltigkeitsthemen zu motivieren.
Im Landkreis Reutlingen gibt es bereits zahlreiche Aktive, die sich im Sinne der Agenda 2030 engagieren. Nicht zuletzt möchte die Landkreisverwaltung dieses Engagement mithilfe der Geocaching-Tour sichtbar machen und aufzeigen, wie jede einzelne Person einen Beitrag leisten kann.