Dem internationalen Fachaustausch zwischen Städten wohnt hohes Potential inne, sich auf Augenhöhe zu begegnen, indem Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunen verschiedener Länder gemeinsam lokale Lösungen für globale Probleme finden. Wer in kommunalen Partnerschaften zwischen dem Globalen Süden und dem Globalen Norden tätig ist, ist in den meisten Fällen mit Herzblut dabei. Individuell begegnet man sich mit Wertschätzung und Vertrauen. Aus Partnerinnen und Partnern werden Freundinnen und Freunde.
Oftmals stehen zwischen den Akteurinnen und Akteuren des Globalen Nordens und Globalen Südens jedoch strukturelle Kräfteverhältnisse, die die Zusammenarbeit auf Augenhöhe beeinträchtigen. Darunter fällt zum Beispiel die Tatsache, dass Projektgelder in der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit mehrheitlich aus dem Globalen Norden kommen, und dass die bürokratischen Auflagen deutscher Behörden und entwicklungspolitischer Organisationen zum Einsatz dieser Gelder für die Partnerinnen und Partner im Globalen Süden unverständlich erscheinen können. Auch die Ressourcen für Fachexpertise kommen vermehrt aus dem Globalen Norden.
Ein erster Schritt zu mehr Gleichberechtigung: Diskussionen in geschützten Gesprächsräumen
Um diese und weitere strukturelle Herausforderungen gemeinsam mit den Teilnehmenden zu thematisieren, wurde die Konferenz durch zwei Beraterinnen des gemeinnützigen Vereins glokal e.V. begleitet, der in der machtkritischen Bildungsarbeit und Beratung aktiv ist. Neben fachlichen Inputs der Beraterinnen von glokal e.V. bestand ein wichtiger Teil der Auseinandersetzung mit der Thematik im Angebot geschützter Gesprächsräum für die Süd- und Nordpartnerinnen und -partner. In diesen Räumen ging es darum, die Gefühle, Emotionen und Fragen aufzugreifen, die im Laufe der Konferenz aufgekommen waren. Einer der beiden Gesprächsräume diente der Begegnung unter Südpartnerinnen und Südpartnern sowie Menschen mit Migrationsbiographie aus dem Globalen Süden. Aus diesem Süd-Süd-Austausch ergab sich die Forderung einer gesteigerten Vernetzung unter den Südkommunen, einer Stärkung ihrer eigenen Kompetenzen und damit einer aktiven Überwindung von Abhängigkeitsstrukturen. So können auch Süd-Süd-Kooperationen als starke Räume für den Wissenstransfer fungieren. Eine der Beraterinnen von glokal berichtete: „Es gibt Hoffnung. Immer wenn es um Empowerment geht, gerade unter Süd-Partnerinnen und –Partnern, entsteht eine Art Magie. Wenn sie zusammenstehen, werden die Dinge klarer und sie schaffen Räume für den Austausch, stellen fest, wie viele Gemeinsamkeiten sie eigentlich haben.“
Ein zweiter Gesprächsraum lud die Partnerinnen und Partner aus Deutschland ein, sich über ihre Herausforderungen mit Blick auf die Gleichberechtigung in Partnerschaften auszutauschen. Die deutschen Teilnehmenden befassten sich vor allem mit der Frage, wie sie aus Ohnmachtsgefühlen zurück ins Handeln kommen. Ein Vorschlag bestand in der Prüfung bestehender Strukturen in Deutschland, beispielsweise durch eine paritätisch besetzte Arbeitsgruppe oder eine breite Vertretung von Partnerinnen und Partnern des Globalen Südens in deutschen Gremien. Eine besondere Herausforderung sahen die deutschen Kommunalvertretenden in ihrer „Sandwich-Position“ zwischen den Bedürfnissen der Partnerkommunen, der internen Verwaltungslogik der deutschen Kommunen sowie Anforderungen externer Akteurinnen und Akteure. In vielen Strukturen seien Veränderungen nötig, um eine gesteigerte Gleichberechtigung zu bewirken.
Unterstützung durch den Bonn-Pakt Agenda 2030 Kommunal
Auch der „Bonn-Pakt Agenda 2030 Kommunal“, der dieses Jahr von deutschen Kommunen auf der Bundeskonferenz der Kommunalen Entwicklungspolitik beschlossen wurde, strahlte auf die Partnerschaftskonferenz aus. Eine Position der politischen Willenserklärung hält fest: „Globale Perspektiven werden in die Entscheidungsprozesse eingebunden, antirassistische und postkoloniale Strukturen gefördert und Menschenrechte geschützt“. Auch auf der Partnerschaftskonferenz war man sich einig, dass der Ansatz einer postkolonialen Betrachtung kommunaler Entwicklungspolitik besonders lohnenswert und wegweisend für eine tatsächlich gleichberechtigte Partnerschaftsarbeit ist.