Kommunen haben in der Partnerschaftsarbeit einen großen Spielraum und können bei der Planung sowie Implementierung dafür sorgen, dass feministische EZ-Ziele mit Leben gefüllt werden und nicht nur auf dem Papier existieren. Dazu gehört selbstverständlich, dass Frauen sowie andere marginalisierte Gruppen in allen Phasen der Partnerschaftsarbeit maßgeblich beteiligt sind, seien es Akteurinnen aus der Verwaltung der Partnerkommune oder wirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Vertreterinnen.
Die Berücksichtigung feministischer Entwicklungszusammenarbeit kann dabei dazu beitragen, sich als Kommune einen Wettbewerbsvorteil bei Förderanträgen zu verschaffen, wenn eine Gender-Analyse und Wirkungslogik explizit gemacht und entsprechende Indikatoren definiert werden. Zentrale Leitfragen dafür könnten sein: Berücksichtigt Ihre Problemanalyse Geschlechterungleichheiten und andere Formen von Diskriminierung? Kann ihr Projekt dazu beitragen diese zu verringern?
Das Aufgreifen feministischer Aspekte innerhalb der kommunalen Partnerschaftsarbeit kann den Stellenwert der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit im BMZ stärken und die Wirkungen der Partnerschaften verbessern und breiter verankern.
Ein empfehlenswertes Vorgehen ist es, das Querschnittsthema Geschlechtergerechtigkeit, Menschenrechte und Inklusion kontextspezifisch an bestehenden Themenfeldern der kommunalen Zusammenarbeit anzudocken, zum Beispiel:
- Fairer Handel und die besondere Bedeutung existenzsichernder Löhne und menschenwürdiger Arbeitsbedingungen für Frauen in diversen Sektoren sowie Lieferketten
- Mangelnde Chancengleichheit im Bildungsbereich sowie in der beruflichen Bildung, weshalb das Augenmerk hier besonders auf den Zugang für alle gelegt werden sollte
- Ausloten des Potenzials gendersensibler Stadtplanung und -politik, welche darauf abzielt, sozioökonomische und geschlechtsspezifische Ungleichheiten sowie Bedürfnisse zu berücksichtigen
- Bedeutung der Repräsentanz von Frauen bei Friedensprozessen, damit Vereinbarungen erfolgreicher sind, indem sie dauerhafter und stabiler Frieden sichern
Darüber hinaus bieten sich weitere Möglichkeiten, die Problematik zu thematisieren und in die kommunale Partnerschaftsarbeit einfließen zu lassen:
- Erweiterung der Kategorie Frauen und Mädchen sowie der Themen Frauenrechte und Gleichstellung um das Anerkennen sowie Benennen von anderen Geschlechtern und Menschen, die sich LGBTQIA+ verorten durch Sprache, Begriffe und Beispiele
- Anerkennung und Ansprechen von Macht- und Herrschaftsverhältnissen, Diskriminierungen, Privilegien und intersektionalen Verflechtungen, neben Geschlecht beispielsweise auch Herkunft, Hautfarbe, Alter und Gesundheit, sowie deren Reflexion im partnerschaftlichen Kontakt
- Entwicklung und Einsatz diskriminierungssensibler Instrumente und Strategien bei Veranstaltungen und Workshops („Gender-Brille“ bei Vergaben, barrierefreie Ortsauswahl, geschlechtergerechte Rollenverteilung)
- Berücksichtigung eines möglichst ausgewogenen Geschlechterverhältnisses bei der Delegationszusammensetzung
- Erarbeitung von Strategiedokumenten, die das Thema abbilden und nachhalten
- Erstellung von gendersensiblen Indikatoren und Umsetzung eines regelmäßigen Monitorings
- Entwicklung einer gemeinsamen gendersensiblen Sprache und Verwendung von leichter Sprache bei eigenen Publikationen