Frau Helmich, bei Ihnen liefen die Fäden zur Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie für Rheinberg zusammen. Worauf sind Sie am meisten stolz?
Ich bin vor allem stolz auf das Netzwerk, das sich durch den Prozess gebildet hat. Da sind sehr engagierte Menschen zusammengekommen – aus Politik, aus Verwaltung, aber insbesondere auch aus der Stadtgesellschaft in Rheinberg. Und ich bin natürlich stolz auf das Ergebnis. Außerdem sehe ich ganz klar den Nutzen: Nachhaltiges Handeln heißt, die Menschen stärker einzubeziehen, unser Verwaltungshandeln transparenter zu machen, ämterübergreifend zu arbeiten und ganzheitliche Lösungen zu suchen.
Springen wir in der Zeit einmal zurück auf den Anfang. Sie sind mit einer Bestandsaufnahme zur Agenda 2030 gestartet. Was war Ihr Ziel?
Unser Ziel war es zunächst, einen Status quo für Rheinberg zu ermitteln. Wo stehen wir in Bezug auf nachhaltige Entwicklung? Was sind die aktuellen Trends und Aktivitäten? Aber konkret ging es auch um eine Entscheidungshilfe für unsere Steuerungsgruppe, also das Arbeitsgremium für die Nachhaltigkeitsstrategie. Auf der Grundlage der Bestandaufnahme sollte entschieden werden, welche Themen wir in unserer Nachhaltigkeitsstrategie vorrangig bearbeiten. Dabei hatte die Stadt Rheinberg das große Glück, Modellkommune im Projekt „Global Nachhaltige Kommune Nordrhein-Westfalen“ zu sein, das von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW durchgeführt wird. Von dieser Begleitung haben wir stark profitiert – auch schon bei der Bestandsaufnahme. Aus der Stadtverwaltung Rheinberg kam allerdings die inhaltliche Zuarbeit.
Eine Bestandsaufnahme nimmt in der Regel alle Bereiche kommunalen Handelns der Reihe nach unter die Lupe. Wie sind Sie vorgegangen?
Unser Grundgerüst waren die zehn kommunalen Handlungsfelder des GNK-Prozesses, also zum Beispiel „Lebenslanges Lernen und Kultur“, „Wohnen und Nachhaltige Quartiere“, „Klimaschutz und Energie“, aber auch „Globale Verantwortung und Eine Welt“. Zu all diesen Bereichen gab es eine quantitative und eine qualitative Erhebung. Für den quantitativen Teil haben wir viel Input bekommen, zum Beispiel eine Zusammenstellung von 32 Indikatoren, die zu unserer Kommune passen. Hierfür gibt es mittlerweile gute Datengrundlagen wie das Kommunale Nachhaltigkeitsindikatorenset der LAG 21 für NRW, das SDG-Portal oder den Wegweiser Kommune. Diese sind online verfügbar. Zusätzlich kann man spezifische Add-on-Indikatoren in die Bestandsaufnahme aufnehmen. Hier ist die Grundüberlegung: Was ist aussagekräftig und welche Daten sind überhaupt verfügbar? Das hat sich bei uns eher als schwierig herausgestellt und wir haben kaum davon Gebrauch gemacht. Gegebenenfalls ist das aber bei der Fortschreibung der Nachhaltigkeitsstrategie interessant.