Frau Cayapa, immer mehr deutsche Kommunen wollen fair beschaffen und dazu beitragen, dass die Handels- und Produktionsbedingungen weltweit gerechter werden. Doch was genau bedeutet fairer Handel für die Produzierenden – zum Beispiel in ihrem Heimatland Ecuador?
Handel ist fair, wenn die Produzierenden für ihre Produkte und ihre erbrachte Leistung so viel bekommen, dass sie dauerhaft eine stabile Lebensgrundlage haben und mit den Abnehmerinnen und Abnehmern der Erzeugnisse auf Augenhöhe verhandeln können. Am Beispiel der Kooperativen, mit denen ich in Ecuador zusammenarbeite, bedeutet das, dass ihre Mitglieder nicht nur einen guten Preis für ihr Produkt bekommen. Dadurch, dass sie die gesamte Wertschöpfungskette vom Anbau bis zur Vermarktung in der Hand haben, qualifizieren sie sich kontinuierlich weiter und verbessern so auf lange Sicht die Lebensbedingungen und Bildungschancen ihrer Familien. Aus meiner Sicht bedeutet fairer Handel Teilhabe und Weiterentwicklung.
Sie setzen sich dafür ein, dass die gesamte Wertschöpfungskette im Herkunftsland verbleibt und erst das fertige Produkte in den Export geht. Was bedeutet das und warum ist das so wichtig?
In Ecuador wissen wir viel über Pflanzen, zum Beispiel über die Kakaopflanze. Aber wir – also diejenigen, die den Kakao anbauen – wollen auch das Wissen erwerben, wie es danach weitergeht, wie die Schokolade produziert und vermarktet wird. Wenn wir nur Pflanzen und Rohstoffe liefern, lernen wir nichts. Es geht darum, strategisch zu denken, zu planen, Herausforderungen zu meistern und das selbst erworbene Wissen zu nutzen und weiterzugeben. Das eröffnet neue Blickweisen und nur so können wir unsere Art zu leben auch wirklich wertschätzen. Das sind die Gründe, warum ich mich dafür einsetze, dass die Wertschöpfungskette vor Ort verbleibt. Nur wenn wir das fertige Produkt selber entwickeln, können wir alle Schritte verstehen, die Produktion optimieren und letztendlich auch die Qualität der Schokolade verbessern.