Frau Gillebeert, Ingelheim am Rhein richtet dieses Jahr die Bundeskonferenz für kommunale Entwicklungspolitik aus. Was bedeutet diese Gastgeberinnenrolle für Ihre Stadt?
Es ist zunächst eine große Ehre, dass wir zum ersten Mal als eine mittelgroße Kommune die Gelegenheit bekommen, eine solche wichtige und große Bundeskonferenz auszurichten. Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) auf Ingelheim zugekommen ist. Für uns bedeutet das auch eine Würdigung unseres Engagement in diesem Bereich – und eine Wertschätzung all unserer Ehrenamtlichen, Vereine und Institutionen.
Was sollten die Teilnehmenden aus anderen Kommunen über das globale Engagement von Ingelheim wissen?
Insbesondere in der Zivilgesellschaft gibt es in Ingelheim ein großes entwicklungspolitisches Engagement, insbesondere für den fairen Handel und für die Themen Migration und interkulturelle Gesellschaft. Dieses Engagement ist die Basis dafür, was in unserer Stadt in den letzten Jahren gewachsen ist. Innerhalb der Verwaltung möchte ich das Thema Faire Beschaffung hervorheben. Als wir das Thema angestoßen haben, waren wir nicht sicher, ob das Thema gut ankommt, aber es hat sich niemand beschwert und gesagt, was sollen wir denn noch alles machen? Im Gegenteil, es hat sich gezeigt, dass vielen Kolleg*innen ein nachhaltiger Konsum auch privat ein wichtiges Anliegen ist und sie deshalb sehr motiviert und mit vielen Ideen an die Sache rangegangen sind. Aus der Auseinandersetzung mit dem Thema ist ein richtiges Wir-Gefühl entstanden und wir alle haben festgestellt, dass ein ernstes Thema auch richtig Spaß machen kann.
Ich muss außerdem noch hinzufügen, dass wir neben dem breiten zivilgesellschaftlichen Engagement auch sehr viel Rückhalt von der Stadtspitze erhalten. Unser Oberbürgermeister Ralf Claus ist der stellvertretende Vorsitzende des Vereins Rhein.Main.Fair. Wir sind also nicht nur auf kommunaler Ebene aktiv, sondern mit anderen Kommunen aus der Region vernetzt und versuchen uns gemeinsam, für Fairen Handel und Faire Beschaffung stark zu machen.
Würden Sie sagen, dass das entwicklungspolitische Engagement in Ingelheim gut sichtbar ist?
Ich denke schon, dass bereits viele Menschen über unsere Aktivitäten Bescheid wissen – wir sind ja nicht erst seit kurzem in dem Bereich aktiv, aber unser Engagement ist gewachsen, wir haben es auch in der Verwaltung strukturell verankert. Außerdem gibt es immer noch Luft nach oben. Und da ist die Buko eine hervorragende Gelegenheit, die vielen verschiedenen Projekte und Aktionsbereiche in unserer Stadt noch einmal sichtbar zu machen und in die Öffentlichkeit zu tragen. Wir können nicht nur unseren Bürger*innen zeigen, wie wichtig die kommunale Entwicklungspolitik ist, sondern werden hoffentlich auch überregional wahrgenommen. Natürlich erhoffen wir uns, noch mehr Menschen für die uns wichtigen Themen zu erreichen und vielleicht für ein Engagement zu gewinnen.