Und wie lässt sich die digitale Transformation einer Stadtverwaltung stärken?
Einer unserer Hebel sind Dialogveranstaltungen mit unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren. Es gibt pro Thema einen öffentlichen Dialog und einen für die öffentliche Verwaltung und Politik. Die Foren widmen sich immer einem Thema der Jakarta Smart City Strategie, also zum Beispiel smarter Mobilität, und bringen viele staatliche, zivilgesellschaftliche und privatwirtschaftliche Personen zusammen. Die Smart City Unit der Stadtverwaltung präsentiert zusammen mit Expertinnen und Experten bei den Workshops Daten und Fakten zum jeweiligen Thema als Basis für die Diskussionen über Lösungsvorschläge, Pilotprojekte oder Kooperationsideen. Bei einer Veranstaltung stellte sie etwa aktuelle Daten zur Luftverschmutzung vor. Es zeigte sich, dass sich die Luftqualität während der Covid-19-Pandemie trotz des geringeren Verkehrs nur marginal verbessert hat. Auf dieser Basis diskutierten die Teilnehmenden ihre Ideen für smarte Verkehrslösungen. Auch Bezüge zur Situation in Berlin stellen sie dabei immer wieder her.
Was ist das Besondere an dem Smart-City-Projekt zwischen Berlin und Jakarta?
Es passiert nicht häufig, dass zwei Städte so konkret an gemeinsamen Zielen arbeiten. Die Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Jakarta existiert zwar schon seit 1994, aber diese Art der Kooperation ist neu. Dabei verfolgen wir eine klare Linie: Da, wo lokale Expertise in Jakarta vorhanden ist, wird diese genutzt. Aber wir bringen überall, wo es Sinn macht, zudem die internationale Perspektive aus Berlin ein. Auch dass meine Stelle bei der Stadtverwaltung angesiedelt ist, ist sehr ungewöhnlich – besonders in Indonesien, wo Verwaltungen sehr zentralistisch organisiert sind und für Akteure aus dem Ausland besondere Regeln gelten.
Der Fokus der Aktivitäten liegt in Jakarta, aber vom Austausch profitiert auch Berlin. So sind etwa die Berliner Verkehrsbetriebe daran interessiert zu erfahren, wie Jakarta im öffentlichen Personennahverkehr das Thema Big Data angeht.
Die Städte Berlin und Jakarta sind zwar die Hauptakteure von Smart Change, aber sie belassen es nicht bei diesem Duo. Was sind da ihre Pläne?
An dem EU-Projekt ist auch die thailändische Hauptstadt Bangkok beteiligt, als regionaler Partner für den Süd-Süd-Austausch. Wir wollen in diesem Jahre eine Online-Plattform zum nationalen und internationalen Austausch einrichten. Sie soll Impulse für die verstärkte internationale Zusammenarbeit der Jakarta Smart City setzen und den Austausch von guten Praxisbeispielen fördern. Ich denke, eine solche Plattform bietet für viele Städte eine gute Gelegenheit, über den Tellerrand zu schauen und ihr Bewusstsein für das Potenzial digitaler und innovativer Lösungen für die Probleme von Städten zu schärfen.
Zentral- oder Bundesregierungen treffen oft Entscheidungen und beschließen auf nationaler Ebene politische Maßnahmen – etwa in Bereichen wie Klimawandel oder Stadtentwicklung. Letztendlich sind es aber die Städte, die diese Politik umsetzen müssen. Jakarta und Berlin leisten hierzu einen gemeinsamen Beitrag. Denn darüber, dass Städte weltweit für ihre nachhaltige Entwicklung digitale Innovationen benötigen, besteht überall Einigkeit.