Was war noch wichtig?
Wir sind mit allen in den Austausch gegangen. Also meine Kollegin und ich, unsere direkten Vorgesetzten, die Vergabestelle, das Gebäudemanagement, die Gremien, der Personalrat. Wir haben mit umliegenden Unternehmen gesprochen und zum Beispiel auch überlegt, ob wir eine gemeinsame Kantine daraus machen können. Wir haben uns juristische Unterstützung durch ein SKEW-Angebot und eine Unternehmensberatung dazugeholt. Es ist gut, fachliches Know how dabei zu haben, um die Ausschreibung dann auch wirklich gut und strukturiert zu formulieren und ganz klar zu beschreiben, was man möchte und was man erwartet. Ich glaube, es gibt kein richtiges Geheimpatent. Im Endeffekt muss jede Kommune das auf ihre Situation und die Gegebenheiten anpassen. Wir sind also einfach allen Ideen nachgegangen und mit den vielen Erfahrungen, die da zusammen kamen, sind wir dann zu einem guten Ergebnis gekommen. Ich würde allen raten, einfach irgendwo anzufangen.
Was unternehmen Sie sonst, um den Anteil fairer Lebensmittel in Paderborn zu steigern?
Grundsätzlich haben wir schon fairen Kaffee, Tee und Zucker in der Verwaltung, der für alle Besprechungen angeboten wird. Und wir haben verschiedene Aktionen gemacht. Zum Beispiel gab es eine „Faire Kaffee- und Schokoladenaktion“, wo wir unsere Mitarbeiter*innen dafür sensibilisiert haben, woher diese Produkte kommen und warum es so wichtig ist, sie fair zu beschaffen. Damit wollten wir an den privaten Konsum während der Arbeitszeit herangehen, den wir sonst ja nicht steuern können. Außerdem haben wir mit einer Grundlagenschulung gezielt die Beschaffer*innen ausgebildet, wie sie sozial und ökologisch nachhaltig beschaffen können, also wie sie Nachhaltigkeitskriterien in Ausschreibungen und Direktvergaben verankern können. Ein halbes Jahr später haben wir dann ein Vernetzungstreffen angeboten, um die Mitarbeiter*innen der unterschiedlichen Ämter, die ja oft die gleichen Produktgruppen beschaffen, zusammenzubringen und so mehr Synergieeffekte zu schaffen. Dieses Voneinanderlernen möchten wir mehr fördern. Faire Beschaffung soll nicht nur vorgegeben werden, sondern die Mitarbeiter*innen sollen sich untereinander austauschen und aus Best Practice Beispielen voneinander lernen. Das ist einer unserer Erfolge, dass wir es geschafft haben, viele Mitarbeiter*innen in der Zeit auf das Thema aufmerksam zu machen.
Was wollen Sie in Sachen Lebensmittel als nächstes angehen?
Der nächste Schritt ist, dass wir Handreichungen auf den Weg gebracht haben, also Produktleitfäden für alle sensiblen Produkte. Sie beschreiben, warum ein Produkt im Sinne sozialer Nachhaltigkeit als sensibel gilt und geben Hilfestellung, wie diese Produkte fair beschafft werden können. Zum Beispiel haben wir einen Siegelkatalog erstellt, der zeigt, welche Siegel sicherstellen, dass die Produkte fair produziert wurden oder zumindest auf bestimmten Lieferkettenstufen bestimmte Kriterien eingehalten werden. Wir hoffen, dass die Beschaffer*innen für die Schulverpflegung, Kitaverpflegung und auch das städtische Catering sich mehr und mehr daran orientieren und so noch weitere faire Produkte integriert werden.