Kommunale Entwicklungspolitik wirkt – auch in deutschen Kommunen

Eine Voraussetzung für die kommunale Umsetzung der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele ist, dass die Bürger*innen informiert und für Nachhaltigkeitsthemen sensibilisiert sind und auf dem Weg zur Realisierung bis zum Jahr 2030 mitgenommen werden.

Eine Vielzahl an möglichen Projekten und Kampagnen in diesem Bereich kann das Bewusstsein für Themen wie Klimawandel, Migration und globale Gerechtigkeit schärfen – und gleichzeitig vielfältige positive Effekte in der Kommune auslösen!

Dies lässt sich auch beim klassischen Einstiegsthema vieler Kommunen, dem Fairen Handel, nachweisen. Viele Bürger*innen engagieren sich in Weltläden sowie bei der Zertifizierung als Fairtrade-Town und tragen somit das Thema in die Stadtgesellschaft. Dies fördert eine lebendige Stadtkultur, die ehrenamtlich Aktiven erfahren Anerkennung und Wertschätzung und sind für ein weiteres Engagement motiviert.

Der Austausch zu Nachhaltigkeitsthemen, beispielsweise durch lokale Bildungseinrichtungen, führt dazu, dass sich die Bürger*innen in verstärktem Maße ihrer globalen Verantwortung bewusst werden. Er bringt die Akteur*innen aus Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaft, Kirchen, Bildungswesen und Wirtschaft zusammen und macht ihr Engagement sichtbar.

Gute Beispiele aus den Kommunen

Mit einem Online-Stadtplan über relevante Anlaufstellen rund um nachhaltiges Leben und Konsumieren sensibilisiert Ingelheim am Rhein die Bevölkerung zu Nachhaltigkeitsthemen und fairem Handel.

Die kleine Gemeinde Nohfelden bewirkt Großes, indem sie ihre Bürger*innen durch ein projektbezogenes Aktionsprogramm zur Umsetzung der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele mitnimmt.

Das kleine an der Nordsee gelegene St. Peter-Ording ist von steigendem Meeresspiegel betroffen und sensibilisiert die Bürger*innen für Umweltschutz und Klimawandel durch ein an den Nachhaltigkeitszielen ausgerichtetes Ortsentwicklungskonzept.

50 Meter lang, acht Meter hoch = 400 Quadratmeter. Das sind die Ausmaße des Wandmalerei-Projekts in Münster. Einer Kunst-Initiative mit der Projektpartnerstadt aus Tamale in Ghana und Schüler*innen des örtlichen Gymnasiums. Das Ziel: Bewusstsein für die SDGs schaffen.

Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsthemen muss langfristig angelegt sein. Kurzfristige Maßnahmen verpuffen. Daher müssen diese Umsetzungsmaßnahmen auch strukturell in der Kommune verankert werden. Kommunen entwickeln daher beispielsweise auf Grundlage der Agenda 2030 kommunale Nachhaltigkeitsstrategien, die als Steuerungsinstrument für den Nachhaltigkeitsprozess vor Ort dienen. Kommunale Nachhaltigkeitsberichte unterstützen bei diesem Prozess, Fortschritte der nachhaltigen Entwicklung mess- und steuerbar zu machen.

Wir als Servicestelle Kommunen in der Einen Welt unterstützen Ihr Kommunales Nachhaltigkeitsmanagement. Wir beraten Städte, Landkreise und Gemeinden dabei, individuelle Nachhaltigkeitsberichte zu entwickeln.

Viele, auch kleine Kommunen, engagieren sich bereits mit vielfältigen Maßnahmen für den fairen Handel und eine faire öffentliche Beschaffung. Eine besondere Herausforderung besteht darin, Initiativen und Aktivitäten strategisch zusammenzubringen und in den Strukturen der Verwaltung und der Kommune nachhaltig zu etablieren. Zur Verankerung gehört dabei auch, die Mitarbeitenden in den Beschaffungsstellen mit Weiterbildungsangeboten zu qualifizieren.

Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt unterstützt Sie hierbei durch verschiedene Beratungs- und Qualifizierungsangebote.

Gute Beispiele aus den Kommunen

Mit einer Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung, welche unter anderem die städtischen Auszubildenden und Verwaltungsfachangestellten in öko-sozialen Beschaffungsvorgängen schult und die beschaffenden Stellen bei Einkäufen begleitet, verankert die Stadt Bremerhaven das Thema.

Mit Unterstützung einer Stelle für die Koordination kommunaler Entwicklungspolitik konnte im bayerischen Landkreis Regen globale Nachhaltigkeit als Handlungsmaxime in der Kreisverwaltung, in Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und in den kreisangehörigen Kommunen verankert werden.

Nicht nur in Landkreisen oder großen Kommunen gelingt eine solche Verankerung. Auch kleine Gemeinden sind dazu in der Lage. So leistet das saarländische Nohfelden mit seinem Aktionsprogramm einen Beitrag zur großen Aufgabe der Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele.

Viele entwicklungspolitisch aktive Kommunen vernetzen sich auf regionaler, nationaler und zunehmend auch auf internationaler Ebene. Sie haben das Potenzial von Wissenstransfer und Vernetzung zur Erfüllung ihrer Aufgaben und zur Weiterentwicklung kommunaler Politik, Verwaltung und Praxis erkannt.

Im Fokus der entsprechenden Netzwerke stehen dann der fachliche Austausch, Wissens- oder Technologietransfer sowie die kooperative Lösungsfindung für mehr kommunale Nachhaltigkeit.

Die internationale Städteplattform „Connective Cities“ etwa bietet diverse Kooperationsformate für einen solchen Austausch an. Das Spektrum der dort bearbeiteten Themen ist breit. Aktuell etwa stehen die Themen Klimaresilienz und Katastrophenvorsorge, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien, Nachhaltiges und erschwingliches Bauen sowie als Querschnittsthemen Gender und Künstliche Intelligenz/Digitalisierung im Mittelpunkt.

Interessant ist in diesem Kontext, dass es die vernetzten Kommunen nicht mehr allein bei der reinen Ideenentwicklung belassen. Unter dem Anspruch, „Projektideen bis zur Umsetzungsreife zu entwickeln“ geht es darum, auch konkrete Veränderungsprozesse in der eigenen Kommune anzustoßen.

Um solche Synergien auch in kommunalen Partnerschaften bestmöglich zu nutzen, hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) das Programm „Fachkräftefonds für kommunale Partnerschaften weltweit“ eingerichtet. Dieses ermöglicht die Entsendung einer Fachkraft in in die Partnerstadt im Globalen Süden, um dort ein konkretes Projekt zu entwickeln und durchzuführen. Ein Einsatz, der nicht nur die kommunale Partnerschaft stärkt, sondern auch für neue Entwicklungsimpulse hierzulande sorgt.

Gute Beispiele aus den Kommunen

Hildesheim und Padang sind schon vielen Jahren eng miteinander verbunden und tauschen sich unter anderem zu diversen klimabezogenen Themen aus. Themen, bei denen die deutsche Kommune immer wieder vom Know-how der indonesischen Partnerkommune profitiert.

Starkregen und Dürren bedrohen die Entwicklung in den Weinbaugebieten von Eltville und Tunuyán in Argentinien. Gemeinsam und mit wissenschaftlicher Unterstützung arbeiten sie im Rahmen einer Klimapartnerschaft an Lösungen zur Klimaanpassung.

Seit über 20 Jahren kooperieren Greifswald und die brasilianische Stadt Pomerode, so auch beim Projekt „Kommunale Klimapartnerschaften“ der SKEW. Die Erfahrungen und Perspektiven des Globalen Südens fließen ein in die Nachhaltigkeitsstrategie der Hansestadt.

In der Städtepartnerschaft mit Kyjiw sensibilisiert Leipzig mit zivilgesellschaftlichen Initiativen die Bevölkerung für die Entwicklungen in der Ukraine und unterstützt diese bei ihrem Transformationsprozess hin zu Demokratie und Dezentralisierung.

Kommunale Entwicklungspolitik bringt die Akteur*innen aus Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaft, Kirchen, Bildungswesen und Wirtschaft zusammen und macht ihr Engagement sichtbar. Auch die lokale Wirtschaft profitiert, wenn beispielsweise durch Aktionen auf die ansässigen fairen Geschäfte hingewiesen oder der nachhaltige Tourismus angekurbelt wird.

Eine entwicklungspolitisch aktive Kommune präsentiert sich als innovative, engagierte und weltoffene Stadt. Durch Maßnahmen beim Klimaschutz stärkt sie ihre Resilienz und wird zum Vorbild für andere Kommunen. Durch eine internationale Ausrichtung stärkt sie ihr Profil und erhöht zugleich ihre Attraktivität als Arbeitgeber, vor allem für junge Menschen.

Auch integrationspolitisch zeigt ein Engagement Wirkung. Mit der Förderung von Partizipation und Chancengleichheit in einer Kommune fühlen sich Menschen mit Migrationsgeschichte willkommen. Vor allem in einer Zeit, in der internationale Fachkräfte in vielen Bereichen gesucht werden, ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil.

Gute Beispiele aus den Kommunen

In Ingelheim am Rhein wird die lokale Wirtschaft gestärkt, indem Verbraucher*innen über einen nachhaltigen Online-Stadtplan auf ansässige faire Geschäfte und Nachhaltigkeitsinitiativen aufmerksam gemacht werden.

Durch die Entwicklung einer zukunftsgewandten Tourismusindustrie wird die Stadtmarke St. Peter-Ording gestärkt. Dies gelingt der kleinen Gemeinde, indem sie Gastronomie, Hoteliers und Einzelhandel bei den Themen Tourismus und fairer Handel mit einbindet.

Der Feierabendmarkt in der niedersächsischen Gemeinde Lamspringe. Nicht nur gesellschaftlicher Treffpunkt. Er fördert mit den Schwerpunkten Regionalität und Nachhaltigkeit auch lokale Erzeuger*innen und setzt ein Zeichen für nachhaltigen Konsum.

Mit gerade einmal 1.000 Bewohner*innen gelingt es dem nordfriesischen Klixbüll, sich durch eine eigene Infrastruktur erneuerbarer Energien von steigenden Energiepreisen unabhängig zu machen.

Der Wettbewerb „FAIRnünftiges Unternehmen“ in Saarbrücken ist eine win-win-Situation für alle Beteiligten: die Stadt trägt das Thema „Fairer Handel“, soziale und Umweltaspekte in die Bürgerschaft und die teilnehmenden Unternehmen profitieren durch eine gesteigerte öffentliche Wahrnehmung.

Über Betreiberpartnerschaften präsentieren sich kommunale Wasserbetreiber und Abfallentsorgungsunternehmen mit ihren internationalen Projekten gegenüber jungen Menschen als attraktiver Arbeitgeber.

Die Extremwetterereignisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass verstärkte Vorkehrungen getroffen werden müssen, um Städte, Gemeinden und Landkreise klimaresilient und damit lebenswert zu gestalten. Natur-basierte Lösungen und „Schwammstadt“-Konzepte stehen beispielsweise im Zentrum städtebaulicher Maßnahmen, um die Folgen von Starkregenereignissen, Sturmfluten, Dürren und starken Hitzeperioden abzumildern.

Um dem Klimawandel entgegenzuwirken und den weltweiten Treibhausgasausstoß zu reduzieren, kommt den Kommunen eine besondere Rolle zu, da hier ein Großteil der weltweiten Emissionen verursacht wird. Gleichzeitig besitzen die Kommunen über konkrete Vorhaben etwa beim Ausbau Erneuerbarer Energien oder im Bereich des Verkehrs einen wichtigen Hebel, um gegenzusteuern.

Mit dem bundesweiten Klimaanpassungsgesetz schafft der Bund einen Rechtsrahmen für vorsorgende Klimaanpassung auf allen föderalen Ebenen und nimmt letztlich auch die Gemeinden und Landkreise in die Pflicht, eigene Klimaanpassungskonzepte aufstellen. Dabei ist das Thema schon längst auf kommunaler Ebene angekommen. Dort gibt es bereits viele gute Beispiele und Ansätze der Klimaanpassung. Die Kunst ist nun, diese konzeptionell zu verknüpfen und lokal anzupassen und hierfür Akteur*innen aus der Stadtverwaltung, Politik, Wasserwirtschaft, Forschung und Bürgerschaft an einen Tisch zu bringen.

Gute Beispiele aus den Kommunen

Die Anpflanzung von Bäumen und die Entwicklung des Stadtgrüns sind auch im hessischen Neu-Isenburg wichtige Vorhaben im Rahmen der Anpassung an die Klimaveränderungen. Hierbei profitiert die Stadt von Erfahrungen aus der Klimapartnerschaft mit dem ghanaischen Kwadaso.

Durch seine hügelige Topografie sind Teile der Stadt Hagen bei Starkregenereignissen gefährdet. Im Wissensaustausch mit kommunalen Expert*innen sollen nun speziell entwickelte Pflanzgruben, sogenannte Baumrigolen, für mehr Klimaresilienz, Reduzierung von Flutschäden sowie Erhöhung des Grundwassereintrags sorgen.

Hildesheim und Padang sind schon vielen Jahren eng miteinander verbunden und tauschen sich unter anderem zu diversen klimabezogenen Themen aus. Themen, bei denen die deutsche Kommune immer wieder vom Know-how der indonesischen Partnerkommune profitiert.

Starkregen und Dürren bedrohen die Entwicklung in den Weinbaugebieten von Eltville und Tunuyán in Argentinien. Gemeinsam und mit wissenschaftlicher Unterstützung arbeiten sie im Rahmen einer Klimapartnerschaft an Lösungen zur Klimaanpassung.

Seit über 20 Jahren kooperieren Greifswald und die brasilianische Stadt Pomerode, so auch beim Projekt „Kommunale Klimapartnerschaften“ der SKEW. Die Erfahrungen und Perspektiven des Globalen Südens fließen ein in die Nachhaltigkeitsstrategie der Hansestadt.