Leitbild Agenda 2030: Kommunen entwickeln Nachhaltigkeitsstrategien

Klimaschutz, Daseinsvorsorge, soziales und wirtschaftliches Wohlergehen der Gesellschaft – Nachhaltigkeit ist ein Thema, mit dem sich alle Kommunen auseinandersetzen müssen. Dabei besagt das Konzept der Nachhaltigkeit, dass wir bei allen Entscheidungen, die wir heute treffen, das gute Leben zukünftiger Generationen weltweit im Blick behalten müssen. „Enkeltauglichkeit“ ist hier ein anschaulicher Begriff. Die Frage dahinter lautet: Welchen Lebensstil können wir uns im Hinblick auf begrenzte Ressourcen unseres Planeten heute erlauben, ohne dabei auf Kosten nachfolgender Generationen zu leben?

Auch für heutige Generationen ist eine gerechte und nachhaltige Entwicklung unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens von immenser Bedeutung. Denn weltweit leiden Menschen unter unwürdigen Arbeitsbedingungen und Ausbeutung, dem ungleich verteilten Zugang zu Ressourcen, Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe und unter den Folgen des Klimawandels. Krisen, die keine Stadt- oder Ländergrenzen kennen, sondern an weltweite Systeme und Zusammenhänge geknüpft sind. Langfristige Nachhaltigkeit im Sinne einer sozial, ökonomisch und ökologisch gerechten Gesellschaft kann daher nur funktionieren, wenn dabei alle Menschen und Lebensrealitäten berücksichtigt werden. Wichtig ist somit eine ganzheitliche und globale Sichtweise auf das Thema Nachhaltigkeit – oder anders ausgedrückt: Nachhaltigkeitspolitik vor Ort ist immer auch Entwicklungspolitik.

Leave No One Behind – dafür stehen die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Agenda 2030. Mit dieser Agenda haben die Vereinten Nationen 2015 ein Rahmenwerk für eine globale Nachhaltigkeitstransformation verabschiedet. Eine besondere Rolle kommt bei der Umsetzung der Agenda 2030 den Städten und Gemeinden zu, denn alle 17 Ziele stehen in direktem oder indirektem Zusammenhang mit den Aufgaben einer Kommune. Mit SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ werden Kommunen sogar direkt adressiert. Sie sollen die Daseinsvorsorge für ihre Bewohnerinnen und Bewohner garantieren, inklusiv, sicher und resilient sein. Sie sollen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel treffen und Auswege aus der Klimakrise mitgestalten. Damit all dies gelingen kann, brauchen Kommunen die nötigen Ressourcen sowie engagierte und starke Verwaltungen, die die kommunalen Aufgabenfelder sektorübergreifend an den globalen Zielen ausrichten. Ein gutes kommunales Nachhaltigkeitsmanagement ist daher die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung vor Ort und weltweit.

Mit ihrem Programm Global Nachhaltige Kommune unterstützt die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) Städte, Gemeinden und Landkreise bei der strategischen Verankerung der SDGs im kommunalen Handeln. Nützliche Instrumente dafür sind Nachhaltigkeitsberichte und Nachhaltigkeitsstrategien. Sie geben Aufschluss über den aktuellen Stand der Umsetzung der 17 Ziele und sind die Grundlage für die systematische Erarbeitung der Entwicklungsmöglichkeiten vor Ort. Miteinbezogen wird immer auch die globale, entwicklungspolitische Perspektive.

Nachhaltigkeitsberichte sind Bestandsaufnahmen des Status-Quo vor Ort. Mit Hilfe fester Berichtsformate wie den Voluntary Local Reviews (VLR) oder dem Berichtsrahmen Nachhaltige Kommune (BNK) lässt sich erfassen und beschreiben, in welchen Bereichen Kommunen bereits im Sinne der Agenda 2030 handeln und wo Anknüpfungspunkte bestehen. In einem nächsten Schritt dienen sie als Orientierungs- und Entscheidungshilfe, um die 17 Ziele im Hinblick auf die kommunale Zukunftsentwicklung langfristig im Blick zu behalten und in der Verwaltung strategisch zu verankern.

Eine kommunale Nachhaltigkeitsstrategie geht noch weiter: eine Bestandsaufnahme legt auch hier offen, welche lokalen Potentiale und Aktivitäten zur Umsetzung der Agenda 2030 schon vorhanden sind. In einem strukturierten und gesteuerten Prozess und mit ausdrücklicher Unterstützung durch den Stadt- oder Gemeinderat werden dann entlang der 17 Ziele kommunale Umsetzungsmöglichkeiten identifiziert, die sich über Fachämter hinweg verbinden und weiterentwickeln lassen und in konkreten Maßnahmen münden. Dabei werden auch verwaltungsexterne Akteurinnen und Akteure aus der Kommune beteiligt.

Was sollten Kommunen beachten, bevor sie sich an einen Nachhaltigkeitsprozess heranwagen?

1. Beschluss fassen: Im Idealfall entscheiden Politik und Verwaltung gemeinsam, dass sie ein Nachhaltigkeitsmanagement einführen wollen. Im Fall einer Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet der Stadt- oder Gemeinderat dazu einen Beschluss, zum Beispiel auch in Form einer Unterzeichnung der „Musterresolution 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung: Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene gestalten“.
2. Zuständigkeiten definieren: Für eine erfolgreiche Ein- und Durchführung des Nachhaltigkeitsmanagements braucht es Koordination und personelle Verantwortlichkeiten. Ein ressortübergreifendes Kernteam innerhalb der Verwaltung und eine Steuerungsgruppe bestehend aus verschiedenen vor Ort engagierten Akteurinnen und Akteuren koordinieren den Strategieprozess.
3. Zeit nehmen für eine systematische Vorgehensweise: Um möglichst viele verwaltungsinterne Abteilungen und andere Stakeholder einzubinden, Handlungsbereiche festzulegen, Indikatoren für die Messbarkeit zu identifizieren und schließlich Maßnahmen zu erarbeiten, braucht der Nachhaltigkeitsprozess Zeit. Für eine Nachhaltigkeitsstrategie sollten ein bis zwei Jahre veranschlagt werden.
4. Gut kommunizieren: Die Agenda 2030 geht komplexe, sektorübergreifende Herausforderungen an. Kommunikation spielt daher für die Vermittlung und Akzeptanz des Nachhaltigkeitsprozesses innerhalb der Kommunalverwaltung und in der gesamten Kommune eine entscheidende Rolle. Es ist hilfreich, Ziele und Meilensteine festzulegen und diese über verschiedene Kanäle und mit Fokus auf verschiedene Zielgruppen transparent zu machen.
5. Erfolge messen und sichtbar machen: Eine regelmäßige Überprüfung und Berichterstattung der Fortschritte bei der Umsetzung der SDGs ist Teil des Prozesses. Mit Hilfe der Voluntary Local Reviews (VLRs), des Berichtsrahmens Nachhaltige Kommune (BNK) oder des SDG-DashKons werden Nachhaltigkeitsaktivitäten systematisch erfasst, ausgewertet und visualisiert.