Partnerschaftsprojekte zum Thema Abfallwirtschaft erfolgreich durchführen

Der Bau einer abfallwirtschaftlichen Anlage ist ein komplexes, mehrjähriges Unterfangen und eignet sich weniger als Einstiegsprojekt. Daher sollten sich die Projektpartner*innen unbedingt einiger Grundvoraussetzungen vergewissern:

• Gemeinsame Projekterfahrung
  Die gegenseitige Kenntnis und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Partnerschaften sind entscheidende Erfolgsfaktoren für die Projektdurchführung.
• Abfallwirtschaftliche Kompetenz
  Eine starke Fachexpertise ist unbedingt erforderlich. Deutschen Kommunen raten wir, ihre abfallwirtschaftlichen Eigenbetriebe oder externe Fachleute mit in das Projekt einzubinden.
• Standort für die Anlage
  Die Standortfindung inklusive der Klärung von (kommunalen) Eigentums- und Nutzungsrechten ist meist sehr zeitaufwändig. Vor dem Projektstart sollten alle Fragen bezüglich des Standorts bereits besprochen und alle rechtlichen Fragen geklärt sein.

• Bedarfsorientierte Projektauswahl und partizipative Herangehensweise
  Das Projekt kann nur erfolgreich sein, wenn es die Bedarfe der Partnerkommune auch wirklich trifft. Diese sollten durch Delegationsreisen und Fachentsendungen vorab identifiziert werden. Ein partizipativer Beteiligungsprozess vor Ort stärkt die Projektvorbereitung.
• Analyse der Prozesse, Strukturen, Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten
  Eine Stakeholder- und Prozess-Analyse ist für das Projektkonzept unerlässlich. Es sollte geklärt werden, welche Aufgaben die Südpartner*innen übernehmen können und ob nötige Kapazitäten vorhanden sind.
• Recherche von Daten zur Abfallsituation
  Die Kenntnis der Abfallmengen und -zusammensetzung ist für die Anlagenkonzeption entscheidend.
• Förderungen und Delegationsreisen nutzen
  Delegationsreisen in der Projektvorbereitung sind sinnvoll für die Datenrecherche, die Prozess- und Strukturanalyse und andere vorbereitende Aufgaben. Die SKEW fördert Delegationsreisen zum Beispiel über den Kleinprojektefonds.
• Beschaffung von Maschinen, Geräten und Baumaterialien
  Die Bestellung und Lieferung erfordert Zeit und Organisation. Klärung der technischen Spezifikationen, Preise und Möglichkeiten der Beschaffung in der Partnerregion sollte vor dem Projektantrag erfolgen.
• Genehmigungsverfahren
  Genehmigungsverfahren können zu Verzögerungen führen. Eine vorausschauende Einschätzung des Aufwands basierend auf den Kenntnissen der Partnerkommune vor Ort ist wichtig.
• Vorbereitungs- und Planungsschritte vor Projektantrag durchführen
  Um Verzögerungen zu minimieren, sollten möglichst viele Vorbereitungs- und Planungsschritte vor dem Projektantrag durchgeführt werden.

• Abfallwirtschaftliche Wertschöpfungskette miteinbeziehen
  Das gemeinsam entwickelte Projektkonzept sollte einen systemischen Ansatz verfolgen, der nicht nur den Anlagenbau, sondern auch vor- und nachgelagerte Phasen der Wertschöpfungskette berücksichtigt. Dies ermöglicht klima- und entwicklungspolitische Effekte.
• Auf bestehende Strukturen aufbauen
  Die Machbarkeit von Projekten steigt, wenn bestehende Strukturen und Wertschöpfungsketten genutzt werden können. Die Integration von Akteur*innen aus informellen oder ehrenamtlich organisierten Initiativen unterstützt den Projekterfolg.
• Vermeiden, dass Verhaltensänderungen der Bevölkerung ein zentraler Faktor sind
  Projekte sollten nicht auf der Annahme basieren, dass eine Verhaltensänderung der Bevölkerung erfolgt. Die Funktionsfähigkeit der Anlagen sollte nicht davon abhängen.
• Aktivitäten zur Qualifizierung integrieren
  Schulungsmaßnahmen für das Personal sind entscheidend für den Betrieb und die Wartung der Anlage.
• Den informellen Sektor berücksichtigen
  Projekte sollten den informellen Sektor prüfen und in die Planung integrieren, um positive entwicklungspolitische Effekte zu erzielen.
• Organisationsform des Betriebs an den lokalen Kontext anpassen
  Eine nachhaltige Betriebsorganisationsform sollte an die Bedingungen und Verwaltungskapazitäten vor Ort angepasst werden. Die Partnerkommune kann beratend unterstützen.
• Wirtschaftlichkeit und Kostendeckung der Anlage planen
  Projekte sollten darauf abzielen, die Anlagenkostendeckung durch die erfolgreiche Vermarktung von Wertstoffen zu gewährleisten, um langfristigen Betrieb zu sichern.
• Bei der technischen Anlagenkonzeption die Faktoren Komplexität und Kapazität versus Realisierbarkeit berücksichtigen
  Die technische Umsetzung sollte die geplante Kapazität und Wirtschaftlichkeit berücksichtigen, wobei eine Wahl der einfacheren Umsetzungsvariante die Realisierbarkeit begünstigt.
• Spezifische Ziele im Antrag formulieren und Indikatoren mit Zielwerten benennen
  Zielstellungen in Anträgen sollten eindeutig und spezifisch sein, sich an SMART-Kriterien orientieren und Indikatoren mit Zielwerten enthalten, um die Projektumsetzung überprüfen und evaluieren zu können.

• Aufwand für Begleitung bei der Projektdurchführung antizipieren
  Der Beratungs- und Begleitungsaufwand variiert je nach Projektpartnerschaft und technischer Komplexität der Anlage. Eine enge Begleitung ist wahrscheinlicher bei innovativen Anlagenkonzepten, insbesondere während Bauausführung und Anlagenbetriebsaufnahme.
• Regelmäßige Beratung und Begleitung, idealerweise vor Ort
  Erfolgsfaktor ist die fortlaufende Beratung, die auch über das Projektende hinaus erfolgt.
• Frühzeitige und lokale Beschaffung von Maschinen
  Lokale Beschaffung fördert langfristige Vorteile, aber Verfügbarkeit, Qualität und Preise sollten berücksichtigt werden. Verzögerungen bei Maschinenlieferungen treten auf, daher ist eine frühzeitige Bestellung im ersten Projektjahr ratsam.
• Entwicklung von Marktpreisen beachten
  Marktpreise beeinflussen die finanzielle Nachhaltigkeit, Lagerung bei schwankenden Preisen und eine ausreichende Lagerfläche sind empfehlenswert.
• Langfristige Funktionsfähigkeit von Maschinen und Geräten
  Schulung des Anlagenpersonals, Vorsorge für Ersatzteile und finanzielle Rücklagen sind kritisch. Lokale Beschaffung und technische Redundanz können Risiken mindern.
• Längerfristige Zusammenarbeit im Rahmen der kommunalen Partnerschaft einplanen
  Die Realisierung komplexer Projekte erfordert eine längerfristige Zusammenarbeit über das Förderende hinaus, um Herausforderungen zu bewältigen und die Ziele zu erreichen.