Wo wurde denn jetzt bereits angefangen, die Nachhaltigkeitsstrategie umzusetzen? Ist das schon für die Bürger*innen sichtbar in der Stadt?
Lina Koop: Die Strategie beinhaltet kurzfristige und langfristige Maßnahmen. Viele langfristige Maßnahmen wurden auch schon angestoßen, wie die gesetzliche kommunale Wärmeplanung, die jetzt in den letzten Zügen ist. Wir sind aber auch dazu verpflichtet; wir haben es nur konkret verankert. Beim Thema nachhaltige Mobilität sind wir gut dabei. Da hatten wir schon ein Radverkehrskonzept, was jetzt bei der Umsetzung noch mal mehr Fahrt aufnimmt. Im Bereich der Attraktivität von Bushaltestellen wird gerade die Überdachung und Digitalisierung vorangetrieben. Der motorisierte Individualverkehr wird gerade mehr an die anderen Fortbewegungsmöglichkeiten angepasst. Im Bereich der nachhaltigen Verwaltung passiert tatsächlich einiges: Wir haben direkt das Ziel einer Richtlinie für nachhaltige Beschaffung umgesetzt, die wir noch letztes Jahr erarbeitet und eingeführt haben. Es gab eine Prüfung zu PV-Anlagen auf städtischen Dächern und in anderen Bereichen. Alles, was wir als Verwaltung direkt angehen können, wurde schon gut umgesetzt oder angestoßen. Aber da sind natürlich auch viele verwaltungsinterne Maßnahmen, die nach außen nicht so sichtbar sind. Eine Stadt entwickelt sich über Jahre hinweg und nicht kurzfristig. Bei den kurzfristigen Maßnahmen wurde versucht, das Thema Nachhaltigkeit und die Ziele der Strategie in Formate zu integrieren, die bereits bestehen. Unser Stadtmarketing hat jetzt im Format „Wirtschaftslounge“, eine Veranstaltung, die zweimal im Jahr für lokale Gewerbetreibende angeboten wird, das Thema Nachhaltigkeit direkt integriert. Generell wird bei Veranstaltungen vermehrt darauf hingewiesen, dass wir jetzt eine „Global Nachhaltige Kommune“ sind. Die VHS hat in Kooperation mit dem BUND-Umwelthaus Angebote zum Thema Klima und nachhaltige Ernährung geschaffen. In Pressemitteilungen weisen wir auf die Strategie hin. Damit wird an den ganzen kleinen Stellschrauben, also Maßnahmen, die sich kurzfristig umsetzen lassen, bereits jetzt gedreht.
Wie wird das denn von der lokalen Presse aufgenommen? Ist es auch Teil der Diskussion, wenn es um Kommunalpolitik geht?
Lina Koop: Das ist eine gute Frage – also selbstständig macht die Presse da nicht so viel. Sie veröffentlichen unsere Pressemitteilungen. Wenn es da um das Thema Fairtrade oder andere Sachen geht, dann weisen sie darauf hin, aber das kommt dann von uns und wird von denen weitergespielt. Eigenständig wurde die Nicht-Weiterführung der Stelle des Klimaschutzmanagements aufgegriffen.
Wo würden Sie denn gerne in gut drei Jahren stehen? Ende 2026, dann ist ja schon ein bisschen mehr Zeit ins Land gegangen...
Lina Koop: Allein in diesem Jahr ist mir einiges aufgefallen, was die Strategie nicht abdeckt. Beispielsweise haben wir seit einem halben Jahr eine Solidaritätspartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Nizhyn. Durch einen lokalen Bürger aus der Ukraine ist das ins Rollen gekommen und auf einmal haben wir eine Partnerschaft, was wirklich schön ist. Sie findet in der Strategie aber keine Berücksichtigung. Oder das Thema Hitze wird auf einmal im Bereich Klimafolgenanpassung lokal sehr thematisiert, weil wir da engagierte Netzwerke vor Ort haben. Das ist auch noch nicht Teil der Strategie. Oder: Wir hatten damals das Thema Bildung und Kultur als Themenfeld herausgelassen, weil wir da sehr gut mit unserer Stadtbücherei, dem Museum und dem Theater, etc. als Kleinstadt aufgestellt sind. Da haben wir viel zu bieten. Aufgrund unserer angespannten Haushaltslage werden jetzt jedoch immer mehr Mittel im Bereich Bildung und Kultur gekürzt, weshalb dieser, den wir eigentlich großartig machen, uns langfristig abrutschen kann.
Idealerweise bringen wir die Strategie, wie sie jetzt gerade ist, mit vielen wichtigen Punkten weiter voran und idealerweise hat die Politik bis 2026 eine erhöhte Sensibilisierung für die Strategie, dass man sie bei den Entscheidungen auch berücksichtigen sollte und dass die damals getroffene Entscheidung hinsichtlich der Agenda 2030 auch maßgeblich ist. Gleichzeitig dürfen aber auch die aktuellen Entwicklungen nicht aus dem Blick geraten. Jetzt zum Beispiel Bildung, Kultur oder Hitze. Idealerweise sollten wir 2026 immer noch ein Nachhaltigkeitsmanagement haben, das genau diese Arbeit macht und guckt: Wo stehen wir eigentlich, wo wollen wir hin und was passiert gerade um uns herum? Und: Die Sensibilisierung, dass die Politik sich dahinter vereint und das tatsächlich vorantreibt. Das wäre ein Ziel für 2026.
Vielleicht als Ergänzung: Es läuft gerade bundesweit eine erneute Pilotphase „Berichtsrahmen Nachhaltige Kommunen“ (BNK). Wir sind als Kleinstadt, ich glaube, bislang als einzige Stadt in Schleswig-Holstein mit dabei. Es geht darum, einen einheitlichen Berichtsrahmen für alle Kommunen zu finden, die zum Thema Nachhaltigkeit arbeiten. Ich habe mich dafür eingesetzt, dass wir daran teilnehmen, um nochmal eine Bestandsaufnahme zu machen. Die letzte hatten wir 2021, sodass nach drei Jahren gut eine neue Status-Quo Analyse durchgeführt werden kann, um zu schauen, was sich in der Zwischenzeit verändert hat. Das Ziel des BNK ist, dass man dort auch Indikatoren angeben kann, die wir auch bei uns in der Nachhaltigkeitsstrategie verankert haben, um langfristig Zahlen darlegen zu können, die Erfolge wirklich messbar und sichtbar machen.